Mittelschüler sollen nach Unterwössen

von Redaktion

Gemeinderat stimmt für Änderung des Schulsprengels ab kommendem Schuljahr

Marquartstein – Ob Marquartsteiner Jugendliche demnächst statt der Mittelschule Grassau die Mittelschule in Unterwössen besuchen, darüber denkt der Schulverbund Achental nach. Im Marquartsteiner Gemeinderat stößt die Idee auf Zustimmung.

Georg Tischler ist Koordinator des Schulverbundes Achental und kommissarischer Leiter der Grund- und Mittelschule Grassau. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates informierten er und Otto Manzenberger, Rektor der Grund- und Mittelschule Unterwössen, über die Pläne.

Schülerzahlen
künftig zu niedrig

Alle Schüler von Grund und Mittelschulen sind in Bayern einem Sprengel zugeordnet und müssen die Schule entsprechend des Wohnorts besuchen. Die aktuelle Herausforderung im Achental: Für das kommende Schuljahr sind die Schülerzahlen an der Mittelschule Unterwössen für die fünfte Klasse gering. Künftig sollen Marquartsteiner Schüler daher die Mittelschule in Unterwössen besuchen.

Als Koordinator weiß Tischler um die Vorteile des Schulverbunds. Der Schulverbund erhält die Standorte, hilft bei der Klassenbildung und ermöglicht den Schulen über eine Verteilung ihrer Stunden-Budgets ein optimales Unterrichtsangebot. Gemeinsame Anschaffungen ermöglichen es, größere Projekte zu schultern. „Weil solche Maßnahmen in vielen Bereichen wirken, will der Schulverbund alle politischen und sonstigen Gremien in seine Entscheidung einbeziehen“, sagte Tischler.

Die Mittelschule Grassau hat durchweg gesicherte Klassengrößen, weil auch die Überseer Mittelschüler dort unterrichtet werden. Deshalb geht die Idee dahin, die Marquartsteiner Schüler in der fünften bis neunten Klasse ab dem nächsten Schuljahr zur Mittelschule nach Unterwössen zu senden. Auf die Grundschulen in den einzelnen Gemeinden hat das alles keinen Einfluss, diese bleiben erhalten.

Der Schulstandort Unterwössen ist über die Gemeinde hinaus wichtig. Gerade vor den aktuellen Aufgaben umfangreicher Schulrenovierungen sind die Schülerzahlen wichtiges Argument. Beide Schulleiter sind sich einig, dass der Schulwechsel für die Schüler keinerlei qualitative Veränderungen bringt. Grassau und Unterwössen arbeiten auf anerkannt hohem Niveau. Jede Schule habe aber ihre Eigenarten. Die Unterwössner Mittelschule unterrichtet in Grund- und Mittelschule 200 Schüler, die in den höheren Klassen auch aus Reit im Winkl, Schleching, Ober- und Unterwössen kommen. Ein paar Gastschüler aus Marquartstein sind ebenfalls darunter. An der Unterwössener Mittelschule gilt das Klassenleiterprinzip, sodass jeder Schüler seinen Ansprechpartner in der Lehrerschaft hat. Lehrer, Schüler und Eltern haben sich eine Schulverfassung gegeben, die zu einer engen Zusammenarbeit dieser drei Säulen führt.

Viele Projekte
von Film bis Sport

Besondere Projekte helfen, die Schülerkompetenzen zu fördern, begonnen von der bundesweit gelobten Filmarbeit über Nachhaltigkeitsprojekte, einen eigenen Schulwald und schulübergreifende Sportaktionen. Die Schüler betreiben ein Schülercafé für die große Pause. Eine offene Ganztagsschule garantiert die Betreuung und eine Sozialarbeiterin unterstützt zusätzlich.

Bürgermeister Andreas Scheck (BfM) hält die Idee der Änderung des Schulsprengels für positiv für die Schullandschaft. Die Schulen im Achental zu stärken, decke sich mit den Interessen der Gemeinde Marquartstein. Scheck stieß auf viel Unterstützung im Gemeinderat. Zweite Bürgermeisterin Claudia Kraus (Grüne/Offene Liste) hält es für besonders wichtig, die Schulen an den kleinen Schulstandorten zu halten. Auf Nachfrage teilte Manzenberger mit, dass es noch keine Überlegungen zur Schülerbeförderung gebe. Er sei sich aber sicher, dass dies gelöst werden könne.

Einstimmig beschlossen die Gemeinderäte die Änderung des Schulsprengels, wobei die Entscheidung letztlich beim Schulverbund liegt.

Der Schulverbund Achental

Die geringen Schülerzahlen im ländlichen Raum und finanzielle Gründe führen dazu, dass sich Gemeinden in Schulverbänden zusammenschließen. Zum Schulverband Grassau gehören Marquartstein und Staudach-Egerndach. Zum Schulverband des Oberen Achentals gehören Reit im Winkl, Schleching und Unterwössen.

Den Schulverbänden übergeordnet sind sogenannte Schulverbünde wie der Schulverbund Achental, in dem sich 2010 von Reit im Winkl bis Übersee mehrere Schulen und Aufwandsträger für größere Projekte zusammenschlossen. Die Zusammenarbeit ermöglicht besondere Leistungsangebote wie die Mittelschulzweige Soziales oder Technik, für die die Mittelschulen in Grassau und Unterwössen zusammenarbeiten. Eine wichtige Aufgabe sieht der Schulverbund darin, das bisherige Schulangebot im Achental zu erhalten, um den Schülern kurze Wege zu ermöglichen und die Buskosten für die Gemeinden niedrig zu halten. Für Betriebe vor Ort hat eine Mittelschule Vorteile, wenn Auszubildende gesucht werden. Im Schulverbund des Achentals gilt zudem das Gastschüler-Modell. Das heißt, Schüler können beantragen, eine andere Schule als im Sprengel vorgesehen, zu besuchen. Dem Elternwunsch bezüglich der Schulen kommt die Verwaltung im Regelfall nach.

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