Priens oberster Bücherwurm geht

Christina Klasna auf ihrem Lieblingssessel in einer der Leseecken der Bücherei mit einem ihrer Lieblingsbücher.Foto Prien Marketing GmbH

Christina Klasna auf ihrem Lieblingssessel in einer der Leseecken der Bücherei mit einem ihrer Lieblingsbücher.Foto Prien Marketing GmbH

Leiterin Christina Klasna verlässt Bücherei – Bisher noch kein Nachfolger in Sicht

Von Dirk Breitfuß

Prien – „Ich habe die volle Corona-Breitseite bekommen“, sagt Christina Klasna und für einen Moment legt sich ein leichter Schatten auf ihr Gesicht. Im Februar 2020 übernahm die heute 30-Jährige die Leitung der Priener Bücherei. Ein paar Wochen später schwappte die Pandemie nach Bayern. Es folgten Lockdowns, Zugangsbeschränkungen und Veranstaltungsabsagen. Jetzt geht Klasna wieder – mit mindestens einem weinenden Auge.

Unbefristete Stelle
in Aussicht

Die Germanistin, die in Augsburg studiert hat, trat Anfang Februar 2020 die Nachfolge von Bernadette Binder an, die sich in Elternzeit verabschiedete. Klasnas Vertrag war deshalb befristet. Bis zuletzt sei nicht klar gewesen, ob sich eine längerfristige Perspektive entwickelt, erklärte sie im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. Als sich plötzlich die Chance auftat, die unbefristete Leitung der Bücherei in Neubiberg bei München zu übernehmen, musste sich die Rosenheimerin schweren Herzens entscheiden.

Ende Januar endet ihr Engagement in Prien. Auch ihren Nebenjob, den sie beim Wechsel nach Prien behalten hatte, muss sie wegen des neuen Vollzeit-Engagements aufgeben. Klasna arbeitet in Teilzeit noch bei der Buchhandlung Beer in Rosenheim.

Eine Nachfolgerin ist noch nicht in Sicht, so Andrea Hübner, Geschäftsführerin der Prien Marketing GmbH (PriMa), zu der die kommunale Bücherei der Marktgemeinde gehört. Hübner macht sich aber keine Sorgen, dass der Bücherei-Betrieb für einige Zeit auch ohne offizielle Leitung reibungslos weiterlaufen wird. Sie kann auf ein Team aus fünf erfahrenen und engagierten Mitarbeiterinnen bauen.

Der Abschied von diesen Kolleginnen, von denen auch sie in den höchsten Tönen schwärmt, fällt Klasna sichtlich schwer. Auch die Räumlichkeiten im Dachgeschoss im Haus des Gastes hat sie schätzen gelernt. Die Atempausen im grauen Ohrensessel in einer der Leseecken hat sie lieb gewonnen. Auch die Kundschaft ist der 30-Jährigen ans Herz gewachsen. Diejenigen der 2000 registrierten Kunden, die ihren Lesestoff selbst abholen, hat Klasna als sehr offenen, freundlichen und aufgeschlossenen Menschenschlag kennengelernt, erzählt sie.

Nach ihren eigenen Lesegewohnheiten befragt, offenbart die scheidende Bücherei-Chefin Überraschendes. Zwei bis drei Bücher im Monat, mehr schaffe sie selber nicht und oft schlafe sie bei der Lektüre abends zu Hause auch ein, gibt sie unumwunden zu. Die Ganztags-Beschäftigung mit Literatur in allen Facetten fordert offenbar auch die Fachfrau.

Klasna hält bis heute am liebsten ein gebundenes Buch in Händen. „Ich mag auch die Umschläge und schau mir die immer gerne an“, erklärt sie, warum Hörbücher und E-Books sie kaum reizen können. „Zuerst spricht einen doch immer die Optik an“, lächelt die 30-Jährige und lässt ihren Blick durch die Regale mit den über 30000 Medien schweifen, die die Priener Bücherei für ihre 2000 Kunden bereithält.

Herausforderungen
gut bewältigt

Sie selbst favorisiert zur privaten Lektüre Familiengeschichten und Historisches, verrät Klasna. Ihre Lieblingsautorin ist die Nordirin Lucinda Riley. Von deren Romanen über Land und Leute lässt sich die gebürtige Rosenheimerin immer wieder gerne in ferne Länder entführen. Das ist für die 30-Jährige eine „Wohlfühlreihe“, schwärmt sie.

In ihren 24 Monaten in Prien musste Klasna immer wieder neue Corona-Vorgaben umsetzen, eine monatelange Zwangs-Schließung durchstehen, wiederholt eine Abholstation nebenan im Chiemsee Saal auf die Beine stellen und ungezählte Bücherrücken mit Spiritus desinfizieren, bevor sie der nächste Kunde zum Ausleihen mitgenommen hat. Ihre Kolleginnen haben ihr scherzhaft den inoffiziellen Titel „Corona-Managerin“ verliehen. Sie nimmt es ihnen nicht übel – im Gegenteil. Müsste sie eine Stellenanzeige für ihre Nachfolge formulieren, würde Klasna sie so einleiten: „Tolles Team umständehalber abzugeben“.

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Montag, 4. Dezember 2023
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