Zum Bericht „Chaostage in der SPD“ (Politikteil):
Frei nach Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“: Es lebte mal ein Kaiser, der war so in schöne Kleider vernarrt, dass er das ganze Staatsgeld dafür ausgab. Eines Tages kamen zwei junge Männer mit einer ganz besonderen Geschäftsidee. Sie könnten Stoffe weben und daraus Kleider schneidern von nie gesehener Schönheit, sichtbar nur für kluge Menschen, die Schönheit empfinden können. Für Dumme blieben die Stoffe unsichtbar. Dann kann ich gleich sehen, wer in mein Kabinett passt, dachte sich der Kaiser. Die beiden machten sich sofort an dem leeren Webstuhl zu schaffen, taten Stunden und Tage so, als ob sie webten, und der Kaiser schickte einen Minister nach dem anderen. Die Minister alle sahen rein gar nichts, aber keiner traute sich, das zuzugeben. Als der ersehnte Tag gekommen war und der Kaiser durch seine Residenzstadt promenierte, sahen alle, dass der nackt war. Aber keiner wagte, das auszusprechen, weil sich ja keiner für dumm verkaufen wollte, und alle jubelten ihrem hohen Herrn zu. Nur einer hatte an der Hand sein Töchterchen. Die schaute hinauf zu ihrem Papa, dem Außenminister, und rief, der ist ja nackig. Sei still, sag das nicht, sagte der Papa. Aber alle hörten es. Und alle schrien, unser Außenminister ist dumm. Und wenn sie nicht gestorben sind, schreien sie noch heute.
Otto Schwarz
Prien