Schlechte Nachbarschaft

von Redaktion

Zum Interview „Wir müssen entscheiden – und nicht die Schlepper“ (Politikteil):

Herr Kurz als gewählter Vertreter Österreichs glaubt tatsächlich entscheiden zu können, welches für eine deutsche Position die „richtige Richtung“ sei. Zur Erinnerung: Österreich ist das Land, das zwar das Schengen-Abkommen unterzeichnet hat, in dem aber Schilder für Flüchtlinge aufgestellt werden, die zeigen, wo es nach Deutschland geht und aus dem nach wie vor unregistrierte Flüchtlinge einreisen; es ist das Land, das Züge lieber nicht auf „blinde Passagiere“ überprüft, weil die „eh alle nach Deutschland wollen“; es ist das Land, das Deutschland schon mal vorab für eine Pkw-Maut verklagt, die es selber seit Jahren praktiziert, aber gleichzeitig eine Erhöhung der Lkw-Maut in Deutschland fordert; es ist das Land, das „Blockabfertigung“ für Lkw an der Grenze einführt, wohl wissend, dass deswegen kein einziger Lkw weniger durch Österreich fährt, aber Hauptsache, es gibt Stau und Dreck beim Nachbarn. Und im Kleinen: Es ist das Land, aus dem mancher Hundebesitzer mal eben zum „Gassigehen“ über die Grenze fährt, weil er den Hundedreck nicht auf den eigenen Wegen und Wiesen haben möchte. Manch Oberaudorfer und Kiefersfeldener kann davon ein Lied singen. Trotz alledem ist im Gespräch von „Gemeinsamkeiten“ und „Nachbarschaft“ die Rede. Auch wenn ich in Österreich dafür mal wieder als „Piefke“ gelte, ich bin der Meinung, Nachbarschaft geht anders!

Franz Kaiser

München

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