Deutschland ist das Land der Honig-Esser. Pro Jahr vernascht jeder Bundesbürger im Schnitt 1,1 Kilogramm. Doch die Qualität stimmt oft nicht. Die Gründe für die schwache Testbilanz (Stiftung Warentest, Ausgabe 2/2019) sind vielfältig: Die Produkte waren nicht sortentypisch oder nicht naturbelassen. Einiges wäre durch sorgfältigere Herstellung zu vermeiden gewesen, sagen die Tester. Die besten elf Honige kosten zwischen 4,60 Euro und 16,40 Euro pro Kilogramm.
Unter den Mischblütenhonigen ohne Sortenangabe waren vier „gut“: Dazu gehören „Maribel Cremiger Blütenhonig streichzart“ von Lidl, der zugleich Testsieger wurde, der „Bienenhonig cremig streichfest“ von Nektarquell, „Bienenhonig cremig“ von Dr. Krieger’s – alle zu Preisen von rund 4,60 Euro pro Kilogramm. Hinzu kommt „Landhonig goldcremig“ von Langnese für rund 8 Euro pro Kilogramm.
Bei den Waldhonigen waren „Wald Honig“ von Aldi Nord, „Goldland Wald Honig herb-würzig“ von Aldi Süd und „Marlene aromatischer Waldhonig feinwürzig“ von Lidl „gut“. Die Produkte kosten jeweils rund sechs Euro pro Kilogramm.
Unter den Sortenhonigen, die neben einem bestimmten Geschmack einen Mindestanteil typischer Pollen bieten müssen, fiel das Ergebnis bei den Wildblüten-, Akazien- und Lindenhonigen sehr durchwachsen aus. Zwei Drittel der 15 Produkte waren „mangelhaft“. So schmeckten etwa einige Akazienhonige künstlich und nicht mild. „Gut“ waren lediglich der „Akazienhonig“ von Rewe Bio und „Feiner Lindenhonig“ von D’arbo zum Kilopreis von rund 16,40 Euro beziehungsweise rund 12 Euro.
Ein Lichtblick hingegen der Rapshonig mit je zwei guten und befriedigenden Produkten. Die ersten beiden waren „Rapsblüte herzhaft“ von Breitsamer Honig und „Deutscher Imkerhonig Rapshonig mild cremig“ von Dreyer für je rund 12 Euro pro Kilogramm.
Gründe für die Bilanz
Die Tester bemängelten, dass fast jeder fünfte Honig wärmegeschädigt ist. Ursache dafür können zu warme Verarbeitung, Transport oder Lagerung sein. Durch die Wärmebehandlung sind enthaltene Enzyme kaum oder gar nicht mehr aktiv, was dazu führen kann, dass der Honig kaum mehr entzündungshemmend wirkt. Die Tester kritisierten aber auch, dass einige Honige nicht sortentypisch sind, zudem sind sieben der getesteten Sorten nicht typisch im Geschmack.
Giftstoff nachgewiesen
In rund jedem dritten Honig wiesen die Tester kritische Stoffe wie den Unkrautvernichter Glyphosat oder bestimmte Pflanzengifte nach – aber in gesundheitlich unbedenklichen Mengen.
Honig als Heilmittel
Seit dem Altertum ist Honig ein Hausmittel, aber kein Wundermittel. Bei Erkältungen regen Tee oder warme Milch mit Honig den Speichelfluss an und können bei Halsweh wohltuend wirken.
Wegen seines hohen Zuckergehalts entzieht Honig Bakterien Wasser und hemmt deren Vermehrung. Vor allem die Inhaltsstoffe Wasserstoffperoxyd und Methylglyoxal wirken antibakteriell. Zudem gibt es Hinweise, dass Wundauflagen mit Honig antibiotikaresistente Keime bekämpfen können. Nicht belegt ist dagegen, dass das Harz der Bienen, Propolis, wie ein Antibiotikum wirkt. Hier ist eher Vorsicht geboten: Es ist hochallergen.
Honig gegen das Altern
Viele Menschen schwören auf Gelée Royale. Das Sekret der Bienen, das ihrer Königin als Futter dient, soll das Immunsystem stützen, die Lebenserwartung erhöhen und die Libido steigern. Wissenschaftlich belegt ist dies jedoch nicht.
Mangelhaft und jetzt?
Wer einen auf mangelhaft getesteten Honig zu Hause hat, muss diesen nicht zwangsläufig wegschmeißen. Wer ihn nicht mehr zum Frühstück servieren will, verwendet ihn zum Backen. mm