Kritik an Facebooks Teenie-Studie

von Redaktion

Facebook hat unter anderem auch Teenagern Geld bezahlt, um sich in einer Studie Zugang zu ihren gesamten Aktivitäten auf Smartphones zu verschaffen. Nutzer der App „Facebook Research“ im Alter zwischen 13 und 35 Jahren hätten dafür bis zu 20 Dollar im Monat bekommen, schrieb das Technologieblog „TechCrunch“.

Facebook betonte, dass die Nutzer bei der Anmeldung ihre Zustimmung zur Datensammlung gegeben hätten. Weniger als fünf Prozent von ihnen seien Teenager gewesen – und in diesem Fall hätten Eltern zugestimmt. Das seit 2016 laufende App-Projekt wird nun eingestellt.

Mit den angeforderten Berechtigungen konnte die App unter anderem auf Unterhaltungen in Chat-Diensten, verschickte Fotos und Videos, Adressen besuchter Webseiten und auch Daten aus Ortungs-Anwendungen zugreifen, sagte IT-Sicherheitsexperte Will Strafach „TechCrunch“. Unklar blieb zunächst, an welchen Informationen genau Facebook interessiert war. Nutzer seien zum Teil aufgefordert worden, eine Liste ihrer Amazon-Bestellungen einzureichen.

Laut „TechCrunch“ war nicht immer gleich erkennbar, dass Facebook hinter der Anwendung stehe. Facebook widersprach. „Es war nichts „heimlich“ daran; der Name war buchstäblich „Facebook Research App““, erklärte ein Sprecher. Auch sei es kein Ausspähen der Nutzer gewesen, weil sie informiert und bezahlt worden seien. Facebook macht keine Angaben dazu, in welchen Regionen die Studien-App verbreitet wurde.

Die App „Facebook Research“ wurde auf iPhones an Apple vorbei installiert, schrieb „TechCrunch“. Facebook mache dafür von seinen Möglichkeiten Gebrauch, als Firma eigene Apps auf Telefone von Mitarbeitern aufspielen zu können. Apple erklärte am Mittwoch, das Verteilen einer App an Verbraucher auf diesem Wege sei eine klare Verletzung der Regeln dafür und zog die entsprechenden Zertifikate zurück.

Marktforschung führen viele Unternehmen durch, dass eine Testperson dafür praktisch die gesamten Online-Aktivitäten offenlegt, ist eher ungewöhnlich. Laut der von „TechCrunch“ zitierten Erklärung zu der Anwendung beim Beta-Test-Service Applause erfasste sie zum Beispiel, „welche Apps auf Ihrem Telefon sind, wie und wann Sie diese nutzen, Daten über Ihre Aktivitäten und Inhalte in diesen Apps sowie wie andere Menschen mit Ihnen oder Ihren Inhalten in diesen Apps interagieren“. Diese Formulierung wirft die Frage auf, ob dadurch eventuell auch Daten von Personen, die nicht an der Studie teilnahmen, erfasst worden sein könnten.  dpa

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