Lebensmittelpreise steigen – nicht nur wegen Corona

von Redaktion

Die Landwirte spüren die momentane Schließung von Restaurants, Kantinen und Catering-Diensten. So sind bei Fleisch die Erzeugerpreise im Sinkflug. Der Milchmarkt ist zweigeteilt: Die Molkereien, die den Lebensmitteleinzelhandel bedienen, sind gut im Geschäft; diejenigen, die an Großverbraucher liefern, stehen unter Druck. Bei den Privatleuten kommen die Preisverwerfungen, unter denen die Landwirte leiden, nicht an: Die Verbraucherpreise für frische Nahrungsmittel liegen in diesem April fast zehn Prozent über dem Vorjahresniveau, sagt Thomas Els, Marktxperte von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn. Das liege nicht nur an Corona: Beim Schweinefleisch spiele die weltweite Nachfrage eine Rolle, bei Äpfeln die im vergangenen Jahr knapper ausgefallene Ernte.

Milch:

Die Zweiteilung des Milchmarkts sei extrem, sagt Frank Feuerriegel, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen. Für die Molkereien, die sich auf die Belieferung von Großverbrauchern konzentrieren, sei der Absatz von einem auf den anderen Tag weggebrochen. Darunter litten auch die Landwirte, die mit diesen Molkereien Verträge haben. Im Durchschnitt lagen die Auszahlungspreise für den Liter Milch im März bei 32 bis 34 Cent.

„Einige Molkereien haben schon angekündigt, den Auszahlungspreis senken zu wollen, wenn sich die Situation nicht bessert“, sagt Feuerriegel. Die Krise treffe die Milchbauern in einer schwierigen Zeit, denn nach zwei Dürrejahren gehe es den Betrieben ohnehin nicht gut. Wegen der schlechten Ernte mussten die Betriebe Futter zukaufen.

Rindfleisch:

Die Dürre der vergangenen zwei Jahre hat sich schon seit längerer Zeit auf die Erzeugerpreise für die Rinderhalter ausgewirkt, erklärt AMI-Fleischmarktexpertin Mechthild Cloppenburg aus Berlin. Wegen des fehlenden Futters mussten viele Landwirte ihre Tierbestände reduzieren. In der Corona-Krise schlage der fehlende Absatzmarkt für Restaurants und Kantinen nochmals durch. Das wichtige Ostergeschäft und Feiern wie Kommunion oder Firmung fehlten – damit auch die Nachfrage nach Rinderfilet oder Roastbeef.

Schweinefleisch:

Auch die Schweinemäster spüren einen deutlichen Rückgang des Schlachtpreises, der aktuell bei 1,75 Euro pro Kilo liegt. Noch vor einigen Monaten lag er bei über 2 Euro, sagt Cloppenburg. Hier wirke sich auch der coronabedingte Rückgang des Asiengeschäfts vor allem mit China aus. Die hohe Fleischnachfrage aus China hatte im vergangenen Jahr den Schweinemästern hohe Erzeugerpreise beschert. Aber wegen des Corona-Ausbruchs dort sei der Absatz gesunken.

Wildbret:

Die Wildhändler nehmen bundesweit kaum noch Wildbret ab, weil die Kühlhäuser voll sind. Die Ursache: Die Gaststätten als Hauptabnehmer fallen zurzeit aus. Die Preise für Wild sind einem Händler zufolge auf die Hälfte bis ein Drittel des üblichen Niveaus gefallen. Je Kilogramm Reh oder Rotwild erhalte ein Jäger einen statt drei Euro, für Wildschwein nur noch 50 Cent.

Gemüse:

Beim Gemüse sei dagegen im April ein Preisaufschlag von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu verzeichnen, sagt AMI-Experte Els. Dafür verantwortlich sei vor allem Kohlgemüse wie Brokkoli oder Blumenkohl, das zu dieser Jahreszeit in Frankreich und Spanien geerntet werde. Hinter der Preissteigerung könnte ein Mangel an Erntehelfern wegen der Reisebeschränkungen stecken.

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