Nur jedes zweite Steak ist gut

von Redaktion

Grillzeit, Saison für Schweinenacken: Wie gut ist die Qualität von Nackensteaks und Koteletts? Welche Anbieter setzen sich für das Wohl der Schweine ein? Wie ergeht es Arbeitern in den Schlachthöfen? Die Stiftung Warentest hat diese Aspekte für 15 Produkte geprüft, darunter günstige vom Discounter und teurere Biosteaks.

Zwischen Genuss und kritikwürdiger Haltung

Am Schweinefleisch scheiden sich die Geister: Die einen lieben es, weil es saftig schmeckt. Den anderen verderben Berichte über Massentierhaltung und ausbeuterische Arbeit in Schlachthöfen den Appetit. Die Stiftung Warentest hat bei 15 Nackensteaks und Koteletts die Qualität des Fleischs untersucht und zusätzlich das Engagement der Anbieter für die Tiere, Arbeiter und Umwelt geprüft – sprich: die Unternehmensverantwortung (englisch: Corporate Social Responsibility, abgekürzt CSR).

Fazit: Insgesamt schneiden zwei Bio-Nackensteaks am besten ab. Das Bio-Schweinenackensteak der Pichler Biometzgerei aus dem oberbayerischen Geretsried (16,90 Euro je Kilogramm) und das Königshofer Bio-Schweine-nackensteak natur von Dennree (15,90 Euro/Kilo). Bei beiden überzeugen die Fleischqualität und die Haltungsbedingungen. Beide Produkte erhielten – als einzige im Test – das CSR-Urteil „gut“.

Kilopreise von 5,70 bis 19,19 Euro

Im Discounter, Supermarkt und Biohandel haben die Tester vielverkaufte, abgepackte Schweinenackensteaks und Koteletts eingekauft. Die meisten kommen von Handelsmarken wie Lidl Landjunker, meine Metzgerei von Aldi Nord und Süd, Gut & Günstig von Edeka, Wilhelm Brandenburg von Rewe oder auch Königshofer aus der Bio-Supermarktkette Denn’s. Viele Händler informieren seit April 2019 freiwillig über die Haltung der Tiere, von denen das Fleisch stammt.

Darauf kommt es bei der Fleischqualität an

Die Tester haben die Nackensteaks und -koteletts intensiv geprüft: auf Schadstoffe, Rückstände von Antibiotika, Krankheitserreger wie Salmonellen und antibiotikaresistente Keime wie MRSA und ESBL-Bildner. Natürlich verkosteten sie das Fleisch auch – und ihnen sind durchaus Unterschiede in Geschmack und Konsistenz aufgefallen.

Handelsmarken schneiden gut ab

Neben den beiden Bio-Steaks schnitten im Test auch die Nackensteaks von sechs Handelsmarken gut ab: Kaufland Purland Nacken-Kammkotelett vom Schwein (5,70 Euro/Kilo), Edeka Gut & Günstig Nackenkotelett vom Schwein (5,70 Euro/Kilo), Lidl Landjunker Schweinenackenkotelett (5,70 Euro/Kilo), Penny Mühlenhof Schweinenackensteaks (8,10 Euro/Kilo), Real Schweinenackensteaks (7,00 Euro/Kilo) sowie das Aldi Nord Meine Metzgerei Frisches Schweinenackenkotelett (5,70 Euro/Kilo). Allerdings schnitt keines dieser Produkte in der CSR-Untersuchung besser als ausreichend ab, die Produkte von Edeka erwiesen sich in diesem Punkt sogar als mangelhaft.

Zwei Produkte lediglich ausreichend

Zwei Produkte im Test waren sowohl in der CSR-Prüfung als auch in der Qualitätsprüfung nur ausreichend: Norma Gut Bartenhof Schweine-Nackenkotelett (5,70 Euro/Kilo) und Rewe Wilhelm Brandenburg Schweine-Nackensteaks (11,80 Euro/Kilo).

Arbeitsbedingungen im Fokus

Für den Test der Unternehmensverantwortung öffneten zwölf Landwirte ihre Ställe und sieben Schlachthöfe zeigten ihre Produktion – alle Erzeuger oder Verarbeiter der Steaks im Test. Darunter war das Hauptwerk von Branchenprimus Tönnies in Rheda-Wiedenbrück, wo täglich 20 000 Schweine geschlachtet werden. Seit das Coronavirus unter Schlachthofarbeitern grassiert, stehen deren Arbeits- und Wohnverhältnisse im Fokus. Nach Willen der Bundesregierung sollen ab 1. Januar 2021 nur noch Arbeitnehmer des eigenen Betriebs schlachten und verarbeiten dürfen.

Der Test zeigt: Tatsächlich wird die soziale Verantwortung oft an Subunternehmer abgeschoben. Nur ein Schlachthof im Test arbeitet schon heute mit fest angestellten Arbeitern und stellt zudem Wohnungen zur Verfügung – Böseler Goldschmaus aus Niedersachsen.

Schweine in dunklen Ställen gehalten

Der Test zeigt ebenso: Das Leben vieler Mastschweine verläuft trostlos. Die meisten verbringen ihr kurzes Leben in geschlossenen Ställen mit kleinen Fenstern. Viele Anbieter geben sich damit zufrieden. Ihre Lieferanten müssen kaum mehr als den mageren gesetzlichen Standard einhalten. Der besagt: Für ein Schwein bis 110 Kilo reichen 0,75 Quadratmeter im Stall, Zugang zu Frischluft braucht es nicht. Noch immer sind das Entfernen der Schwänze und betäubungsloses Kastrieren männlicher Ferkel nicht gänzlich verboten. Verbraucher, denen das Tierwohl am Herzen liegt, sollten Fleisch von Tieren bevorzugen, die Zugang zu Frischluft, viel Bewegungsfreiheit und Beschäftigungsmaterial wie Heu hatten.

Edeka zeigt sich am wenigsten transparent

Schlusslicht im CSR-Test ist ausgerechnet Deutschlands größter Lebensmittelhändler: Edeka. Er gab keine Auskunft zu seinen Lieferanten – auch nicht bei seiner Tochter Netto Marken-Discount. Das CSR-Engagement beider lautet: mangelhaft.

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