An den Börsen ist oft von psychologisch wichtigen Marken die Rede. In der zu Ende gehenden Woche standen zwei davon im Fokus: Der Dax erreichte einen neuen Allzeithöchststand oberhalb von 20 000 Punkten und der Bitcoin-Kurs überschritt zeitweise die Marke von 100 000 US-Dollar. Auch wenn daraus eine stark erhöhte Aufmerksamkeit resultierte, setzten sich doch nur die im gesamten Jahresverlauf schon erkennbaren Trends fort.
Denn sowohl an den Aktien- als auch an den Krypto-Börsen schauen Anleger auf ein sehr positives Jahr 2024 zurück. So konnte Bitcoin um rund 130 Prozent zulegen, während der Dax ein Kursplus von 20 Prozent zu verzeichnen hat. US-Aktien des S&P 500 erreichten bisher einen Kursgewinn von gut 27 Prozent, nachdem der Index bereits Ende November die wichtige Marke von 6000 Punkten überschreiten konnte.
Für die weitere Entwicklung haben viel beachtete Marken aber wenig Relevanz. Ob sich die Aufwärtstrends fortsetzen, hängt maßgeblich von zugrunde liegenden fundamentalen Faktoren und der Erwartung künftiger Preisentwicklungen ab. Auf der Aktienseite spielen in diesem Kontext vor allem die Schätzungen künftiger Unternehmensgewinne eine Rolle, die wiederum einer Vielzahl von Einflussfaktoren unterliegen. Einer der wichtigsten ist die Zinsentwicklung. Sinkende Zinsen entlasten einerseits die Refinanzierungskosten für Unternehmen und erhöhen dadurch die Gewinnpotenziale vieler Unternehmen. Zudem werden verzinsliche Kapitalanlagen unattraktiver, und die Nachfrage nach anderen Anlagen, etwa Aktien und Krypto-Anlagen, erhöht sich.
Vor diesem Hintergrund haben viele Anlegerinnen und Anleger in der kommenden Woche den Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) im Blick. Erwartet wird eine vierte Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte, obwohl die Inflation in der Eurozone zuletzt leicht auf 2,3 Prozent angestiegen ist. Allerdings ist die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Währungsraum und vor allem in dessen größten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich derzeit so schwach, dass kaum zusätzlicher Preissteigerungsdruck erwartet werden kann. Ohne konkret auf die politischen Instabilitäten in beiden Eurostaaten einzugehen, dürfte EZB-Präsidentin Christine Lagarde doch an die Politik appellieren, für ein stabiles wirtschaftliches Umfeld zu sorgen. Vonseiten der schwankungsanfälligen Energiepreise zeichnen sich aktuell keine größeren Sprünge ab, wenngleich diese Komponente angesichts bestehender geopolitischer Konflikte ein nennenswerter Risikofaktor für die Inflation bleibt. In den USA wird in der darauffolgenden Woche vonseiten der US-Notenbank Fed ebenfalls eine weitere Zinssenkung erwartet.
Damit dürften Aktien und Krypto-Assets durch die Zinsseite vorerst weiter unterstützt werden. Zudem spielt die Aussicht auf die künftige US-Regierung unter Donald Trump eine Rolle, wenngleich diese eher auf US- als für deutsche und europäische Aktien positiv wirken dürfte.