Mozart-Glück am Vormittag

von Redaktion

Erntedank-Konzerte in Erl enden mit einer Mozart-Matinee

Erl – Was gibt es Schöneres, als einen ganzen Vormittag lang Musik von Mozart zu hören? Dieses Mozart-Glück gab es in der Matinee am Sonntag, dem letzten der drei „Erntedank-Konzerte“ der Tiroler Festspiele Erl im Festspielhaus. Es spielte das Orchester der Tiroler Festspiele unter der Leitung von Gustav Kuhn.

Vielleicht weil die „Kleine Nachtmusik“ nicht nachts, sondern am Vormittag geboten wurde, ging Gustav Kuhn diese heitere Serenade forsch und straff an, im Kopfsatz mit betonter Echowirkung und mit einem tänzerisch-hurtigen Finale. Die „Jupiter-Symphonie“ erklang mit imperialem Glanz und majestätischem Feuer, das Menuett tanzte gemütvoll, das Finale stürmte vibrierend und elektrisierend im Höchsttempo dahin.

Das eigentliche Ereignis kam dazwischen: Die junge schweizerisch-chinesische Pianistin Mélodie Zhao spielte Mozarts „Krönungskonzert“. Diese hochsympathische und sehr junge Künstlerin ist bereits ein absoluter Liebling der Tiroler Festspiele. Völlig zu Recht. Diesmal trat sie stilsicher (und auch von den Frauen im Publikum anerkennend bewundert) in einem blütenweißen körpernahen Kleid mit Seitenschlitz und schwarzer, an der Seite gebundener Rückenkorsage auf. Ein Hingucker. Doch es wurde zu einem Hinhörer.

Die einleitenden Orchester-Tutti spielte sie schon leise mit, gleichsam zum Warmlaufen der Hände. Und dann begann sie mit lebendig-blühendem, vollem und leuchtendem Ton und entschlossenem Spiel. Sie bot einen ganz unverzärtelten, dafür lebensprühenden Mozart. Ihre Linke ist eine wahre Löwenpranke, mit der sie die Musik gliedern kann, ihre Phrasierung bildet genau die Mitte zwischen dem von Mozart favorisierten Stakkato und einem Nur-Legato, bildet gleichsam ein singendes Stakkato. Zhao formt alles zu lebendigen, dynamisch wellenförmigen Bögen, alles wird ihr zur Melodie – was Wunder bei diesem Vornamen!

Die Kadenz im Kopfsatz – stammte sie von ihr selber? – klang wie ein rauschender Chopin, das Rondo des Finalsatzes wie ein getanzter Marsch, mit dem Rondo-Thema spielte sie sich vergnügt. Das Orchester begleitete duftig und gleichsam atmend phrasierend. Es war ein beglückendes Miteinanderspiel und konzertantes Gegenspiel: eben reines Mozart-Glück. Der Beifall kam sturmartig und wurde belohnt mit einer anfangs spannungsgeladenen und dann hemmungslos donnernden Ungarischen Rhapsodie von Franz Liszt.

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