Musik für Erdmännchen und Feuervögel

von Redaktion

Das Ensemble „Klassik junior“ mit bejubeltem „Feuervogel“ für junge Zuhörer im Rosenheimer Künstlerhof

Rosenheim –Dicht gedrängt saßen die Kinder voller Erwartung im Hans-Fischer-Saal des Künstlerhofs, behütet von Eltern, Omas und Opas. Ist der „Feuervogel“ vielleicht zu fürchten? „Nein, der ist nicht echt, sondern nur gemalt!“, belehrt ein größerer Bub einen Vierjährigen.

Kein „Grusical“ hatten die Initiatoren von „Klassik junior“ im Gepäck, sondern eine fantasievoll gestaltete musikalische „Show“ mit großen farbig-bunten, auf Leinwand projizierten Illustrationen, einem fünfköpfigen Instrumental-Ensemble, einem freundlichen Erzähler (Max Dietrich) und der Malerin Katja Lichtenauer, die auch für die Technik zuständig war.

Die Pianistin Yume Hanusch hatte nach den erfolgreichen Produktionen „Carmen“ oder „Bilder einer Ausstellung“ mit „Feuervogel“ wieder eine kindgerechte Geschichte ersonnen, und in diese eine Vielzahl kurzer, prägnanter und zündender Musikstücke von Komponisten ab dem 19. Jahrhundert bis heute eingeflochten. Die zum Teil für üppiges Orchester geschriebenen Piécen mussten natürlich für das Kammerensemble zurechtgestutzt, also arrangiert werden. Da blitzten die Töne auf Hochglanz poliert: Igor Strawinsky hätte über die Bearbeitung seines Höllentanzes sicher seine Freude gehabt. Und wie frisch und quirlig erklang der „Tanz der Kücken in den Eierschalen“ von Modest Mussorgski!

Für Kinder ist das Beste gut genug!

Für Kinder ist das Beste gut genug! Dafür sorgten auch die hervorragenden Musikerinnen: Yume Hanusch hielt vom Klavier aus die Fäden in der Hand; Alice Guinet (Querflöte) und Livia Teuer (Klarinette und Saxofon) ließen die Melodien aufblühen oder setzten, wo nötig, zur Attacke an.

Birgit Saßmannshaus (Cello) rundete sonor das Klangbild in der Tiefe ab, konnte aber auch mit gezielten Bogenschlägen das Klickern der Eierschalen imitieren. Eine Vielzahl überraschender Geräuscherzeuger bediente sensibel die Percussionistin Christine Krebs.

Aber kurz zur Handlung: Der „Feuervogel“ haust auf einer kleinen Vulkaninsel und trauert über ein sicher von anderen Tieren geraubtes Ei. Sein Vaterherz ist frustriert und sinnt auf Rache: Der feurige Vogel versetzt die Inselbewohner immer wieder unvermutet in Furcht und Schrecken: er sorgt grimmig für heftige Erdbeben! „Professor Grabinski“, der blinde, aber hellhörige Maulwurf ist Erdbeben-Experte und somit ein wandelndes Frühwarnsystem. Just dieser Maulwurf entdeckt ein aus dem Meer angespültes Ei. Das ausgeschlüpfte, ungefüge Federvieh ist nirgends einzuordnen: Huhn, Schwan oder was? Auf der Suche nach Papi erleben Igor (so heißt das Küken) und der hilfsbereite Grabinski etliche Abenteuer: Der rosarote Panther möchte „Kurtaxe“ erheben, die Erdmännchen klappern ausgelassen auf einem Tiergerippe die „Fossilien“ aus dem „Karneval der Tiere“ von Saint-Saens (virtuos Christine Krebs auf dem Xylofon!). Ende gut: Bevor der zornige Feuervogel größeres Unheil anrichtet, entdeckt er den vermissten Sohnemann, der seinerzeit samt Ei vom Vulkan ins Meer geschleudert worden war. Alles gut: Eine große Versöhnungsparty mit der überschäumenden Musik von Dimitri Kabalewsky machte wahr, was schon der Vers, den die Kinder mitsprechen durften, verhieß: „Dunkel-hell, langsam-schnell, ob mit Federn oder Fell: Alle Tiere werden Freunde!“

Auf die abschließende Frage der musikalischen Leiterin Yume Hanusch, ob das Programm den Kindern gefallen habe, ertönte wie aus der Pistole geschossen ein heftiges „Jaaa!“ eines einzelnen Mädchens, dem sofort ein Orkan von begeisterten Ja-Rufen folgte.

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