Zum Finale wurde es richtig grün

von Redaktion

Roverandom und Gäste musizieren in der Städtischen Galerie

Rosenheim – Musikalische Impressionen zu den Themen Stadt, Wohnen, Zivilisation und Natur präsentierte das Quartett „Roverandom“ in der Städtischen Galerie in Rosenheim, wo Andreas Pytlik und weitere Künstlerinnen und Künstler zum Thema „Wiese“ ausstellen.

Drei Bläser verstärkten die kreative regionale Formation zu einem variablen Septett, hinzu kam noch Donata Schiefer, die sich den Videoprojektionen widmete und auch eigene Kurzfilme beisteuerte. Der Abend geriet sehr kontrastreich zu einer experimentierfreudigen Session des Hörens, Sehens und des zeitweiligen Sich-Bewegens.

Filmisch durften wachsende Bohnenranken der Fraueninsel den Auftakt machen, zu einem zunächst getragenen, dann sehr kraftvollen Sound des Ensembles. Der nächste, leicht befremdliche Film zeigte einen Gang mit Einkaufstüten zu einer Tiefgarage, was rhythmisch und ohne Bläser, dafür mit einer feinen Violine (Bettina Wojtalla) unterlegt wurde.

Großen Applaus gab es für die Geräusche des Regenwalds, die jetzt umgekehrt ohne Saiteninstrumente auskamen: Robert Bischof blies nicht nur exzellent in seine riesige Basstuba, sondern ahmte auch die Laute von Brüllaffen nach, sodass der Eindruck eines großen Dschungelorchesters entstand.

Mit reichlich großstädtischer, pulsierender Rhythmik und treibenden Beats von Bernhard Breitungs Schlagwerk ging es zu Bildern von S-Bahn und Funkturm in eine anonym bleibende Metropole, hier zeigte Gitarrenvirtuose Victor Ruiz tolle Arbeit an den Saiten.

Wie erwähnt, gerieten die Arrangements und die Stückabfolge sehr kontrastreich: Noch innerhalb des Titels wechselte die hektische Großstadtmusik einer Urlaubsidylle, die einen eher an karibische oder hawaiianische Strände denken ließ als an Großstadtzivilisation.

Effektvoll setzte Roverandom auch Stimme und Gesang zur Illustration ein: „Nasser Beton“ hieß es im von Hans Eberle gesungenen Refrain, im Film sah man eine gründerzeitliche Hausfassade und Vorhänge. Sehr schön heimelig wurde es hingegen mit der Projektion eines Lagerfeuers und einer abendlichen Gartenlaterne, hier wirkte das Konzert mit einer Open-Air-Stimmung.

Zuvor waren Band und Hörer allerdings zum südamerikanisch geprägten Rundgang durch die Ausstellung gestartet: Dem Sonnenschirm von Donata Schiefer und der Mariachikapelle (Hans Demberger/Posaune, Franz Stiegler/Trompete) hinterher, wurde in der Galerie zwischen Gemälden und Installationen auch getanzt – Kunst ist Bewegung, frei nach Hans Eberles Worten „Es ist alles im Fluss und nichts ist fertig!“

Wenn man sich auch bei manchen Videos schon nach Sinn und Zweck der Bild-Ton-Kombination fragte, traten manche Aussagen deutlich hervor, wie die Textzeile „Im Zweifelsfall wird halt gebaut“ begleitend zum Video einer Großbaustelle – ein Statement zur aktuellen Architekturdebatte in Bayern und zur Flächenversiegelung.

Zum Finale wurde es in der Galerie nochmals richtig grün: Zu einem rasant ablaufenden Wiesen-Film von Andreas Pytlik drehte das Septett schön auf und sorgte für einen dynamischen Abschluss.

Wie war’s?

Carmen Nass aus Rosenheim: Ich fand das Konzert sehr erfrischend, zudem gab es schöne meditative Passagen. Und ich freue mich schon auf sommerliche Wiesen !“

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