Halfing – Intendant Ludwig Baumann selbst „vertrieb“ die Festivalbesucher aus dem Paradies. Seinem Paradies – bestehend aus Kunst, Natur, Musik und Kultur – auf Gut Immling. Er tat dies mit einem selbsterklärten Abpfiff für das Opernfestival 2018 und garnierte ihn mit einem „paradiesisch-schönem Hörgenuss“. Denn nicht umsonst lautete das Motto heuer: Wer in die Oper geht, kommt ins Paradies.
Seit über acht Monaten ausverkauft
Das „Finale Grande“ bildete wieder einmal den glanzvollen Schlussakkord einer neunwöchigen Festivalzeit. Die Veranstaltung war seit über acht Monaten ausverkauft, was Baumann darüber nachdenken lässt – analog zum Fußball – auch Achtel-, Viertel- und Halbfinals ins Programm aufzunehmen. Die Tore zur mit 1000 Menschen gefüllten Halle waren an diesem Abend weit offen und ließen so auch die weiteren Besucher auf der Terrasse teilhaben. Die Musik wurde sozusagen in die Welt hinausgetragen, während es programmmäßig musikalisch um sie ging.
Zum Galaabend gaben die Akteure noch einmal ihr Bestes und stellten ihr hohes Niveau unter Beweis. Gleichzeitig untermauerten sie mit ihrer sichtbaren Freude an den 33 Darbietungen des Abends: „Das Paradies besteht aus vielen kleinen Augenblicken des Glücks“. Die sozusagen erste Halbzeit erhielt mit „Dich, teure Halle, grüß‘ ich wieder“ aus Richard Wagners „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ einen klanglich voluminösen Einstieg. Katja Bördners weiche und umschmeichelnde Stimme sucht dabei ihresgleichen. Die Sopranistin sowie Rachel Croash beeindruckte dieses Mal am meisten. Die Leichtigkeit mit der die beiden auf der Bühne agierten sowie die Läufe und Sprünge der Arien bewältigten, begeisterten.
Der Grandseigneur des Festivals ist Mario Zhang. Der Tenor ist für seine lange gehaltenen Schlussnoten bekannt und hier insbesondere im Zusammenspiel mit seinen Tenorkollegen Johan Weigel (imposant), Jenish Ysmanov (verschmitzt-jugendlich) und Aliahmad Ibrahimov (besonderer Schmelz in der Stimme) ein Genuss. Sie boten „Dein ist mein ganzes Herz“ aus „Das Land des Lächelns“ dar und erhielten dafür mehrfach und berechtigt Bravo-Rufe.
Sinniger Titel für den Abend war „Belle nuit, o nuit d’amour“ („Schöne Nacht“), interpretiert von Nino Jachvadze und Beatriz Simoes. Zusammen mit dem Festivalchor Immling harmonierten die Stimmfarben beispielhaft.
Anna Patrys, Kate Allen, Sylwia Olszynska und Josefine Feiler (stolz, keck, strahlend und ergreifend) komplettierten zusammen mit Bariton Zachary Wilson (kämpferisch bei „The Impossible Dream“) und Maryna Zubko (tolle Tonsprünge) die Vielfalt der Klassik. In die Hölle ging es mit Fausts Mefistofele alias Gelu Dobrea. Sein Bass und die koketten Pfiffe in dem Stück beeindruckten ebenso wie Bariton Oleksandr Pushniak mit seinem Faust-Part im „Trio final“. Gloria Giurgola und Modestas Sedlevicius zogen mit ihrem Duett aus Donizettis „Don Pasquale“ ebenso in ihren Bann.
Akkurat, weich
und fließend
Die zweite Hälfte des Abends war geprägt von den bekannten Klassikern der Opern wie „Granada“, „E lucevan le stelle“ oder „Nessun Dorma“. Anastasia Churakova ergänzte hierzu den Reigen mit „O mio babbino caro“. Die Umrahmung des Abends oblag dem Immlinger Festivalorchester. Akkurat, weich und fließend folgte es den beiden Dirigenten Lorenzo Coladonato und Evan Alexis Christ.
Deren jeweilige Handschrift war in den Stücken herauszuhören und ihre unterschiedliche Technik gut erkennbar. Eine klangliche Wand bildete einmal mehr der Immlinger Chor. Sei es zurückgenommen oder in voller Kraft – die Stimmen sind eine Säule des Klangerfolgs und beweisen, dass das Paradies bereits auf Erden beginnt.