Polit-Kabarett

Mit Humor gegen die Verbitterung

von Redaktion

Christian Ude kommt mit „Öha! Und andere Geständnisse“ in die Region

Feldkirchen-Westerham – Über 20 Jahre war Christian Ude (70) als Oberbürgermeister für die Entwicklung der Stadt München verantwortlich. Seit seinem Rückzug 2014 ist es um den gebürtigen Münchner – zumindest auf politischer Ebene – ruhiger geworden. Humorvolle Anekdoten aus seiner politischen Karriere hat der SPD-Politiker viele gesammelt – und gibt diese an die interessierte Öffentlichkeit weiter. Im Rahmen seines Kabarettprogramms „Öha! Und andere Geständnisse“, mit dem der 70-Jährige jetzt auch in Feldkirchen-Westerham zu Gast ist (siehe Kasten). Weshalb es gerade aktuell so wichtig ist, vielen Dingen mit Humor zu begegnen, hat Ude im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen verraten.

Viele Politiker beklagen eine stetig steigende Verrohung im politischen Umgang. Ist da überhaupt noch Platz für Humor?

Ich glaube, dass es wichtiger denn je ist, Dinge in der Politik auch mal auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn schließlich beginnt mit der Humorlosigkeit die Verbitterung und der respektlose Umgang, der meiner Meinung nach vor allem im Netz mittlerweile wirklich extreme Formen angenommen hat.

Sie sind ja dafür bekannt, dass Sie auch mit Menschen aus gegnerischen politischen Lagern persönlich gut auskommen. So verbindet Sie mit CSU-Poltiker Peter Gauweiler durchaus eine Freundschaft.

Für mich war es immer wichtig, dass ich auch mit politischen Kontrahenten zwar in der Sache hart, aber immer auch respektvoll diskutieren konnte. Ohne Beschimpfung des Gegners.

Ein respektvoller Umgang, den Sie vermutlich auch in Ihrem Kabarettprogramm pflegen…

Ich sehe mich weniger als Kabarettist, eher als Geschichtenerzähler. Den Ritterschlag zum Kabarettisten habe ich von Dieter Hildebrandt bekommen. Dagegen werde ich mich natürlich nicht wehren. Selbstverständlich gehe ich in meinen Geschichten – die übrigens alle wahr sind – respektvoll mit den Personen um. Wichtig ist für mein Programm aber auch ein gesundes Maß an Selbstironie, dass vielen Politikern heute gut zu Gesicht stehen würde. Damit könnten sie zeigen, dass sie nicht nur Machtmenschen sind, sondern Menschen, die auch Fehler machen und Schwächen haben.

Jetzt sind wir gespannt: Was sind denn Ihre Schwächen?

(überlegt) Dass ich oftmals recht unvorbereitet an eine Geschichte herangehe. Und dass ich zu Dingen etwas sage, ohne vorher richtig gut Bescheid zu wissen.

Sie haben die Selbstironie angesprochen, die viele Politiker menschlicher und damit bürgernäher erscheinen lassen würde. Gibt es da Paradebeispiele?

Für mich war der ehemalige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel ein wichtiges Vorbild. Nicht nur, weil er den Menschen gegenüber sehr offen gegenübergetreten ist, sondern auch durch seine spezielle und oftmals lockere Art, mit der er die Ratssitzungen geleitet hat. Er hatte viel Sinn für Selbstironie, wovor viele Politiker Angst haben, dass es ihnen als Schwäche ausgelegt werden könnte. Doch die Bürger haben das sehr wohl honoriert.

Gibt es in der aktuellen politischen Landschaft Personen, die über diese Eigenschaft verfügen?

Da wird es ganz schwierig. Wenn man ein bisschen zurückblickt, dann fällt mir Norbert Blüm ein, der kein Problem hatte, sich selbst auch mal auf die Schippe zu nehmen. Oder – aber da muss man noch weiter in die Geschichte zurückgehen – der ehemalige schleswig-holsteinische SPD-Landesvorsitzende Jochen Steffen.

Zurück zu Ihrem Programm: Dort geht es ja nicht nur heiter zu, sondern – beispielsweise wenn Sie von Ihrer Mutter im Pflegeheim erzählen – auch mal nachdenklich. Wie wichtig ist es für Sie, die Zuschauer an Ihrem Leben teilhaben zu lassen?

Sehr wichtig. Das verstehe ich eben auch unter dem Stichwort Bürgernähe. Aber im Zentrum stehen selbstverständliche viele humorvolle Anekdoten aus meiner Zeit als Oberbürgermeister, aber auch aus meinem aktuellen Leben, beispielsweise als Vorsitzender des Stiftungsrats „Menschen für Menschen“ oder als Berater türkischer Oppositionsparteien.

Auf was dürfen sich die Besucher bei Ihrem Besuch am Donnerstag in Feldkirchen-Westerham einstellen?

Auf einen unterhaltsamen und humorvollen Abend ohne Wahlkampfaussagen im herkömmlichen Sinne.

Interview: Mathias Weinzierl

Szenen und Sketche

Szenen und Sketche aus dem politischen Leben bilden den Mittelpunkt des Kabarettprogramms „Öha! Und andere Geständnisse“, mit dem Christian Ude am Donnerstag, 23. August, auf Einladung des SPD-Ortsvereins Feldkirchen-Westerham im Trachten- und Schützenheim an der Schwimmbadstraße in Feldkirchen-Westerham gastiert. Für musikalische Begleitung sorgt die „Schnapsdog Musi“. Einlass und Bewirtung ist bereits ab 18.30 Uhr, Beginn dann um 19.30 Uhr. Karten gibt es an der Abendkasse, Anmeldungen werden erbeten unter Telefonnummer 0176/71817761 beziehungsweise per E-Mail an stefanie.parringer@gmx.de. mw

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