Galerie im Ganserhaus

Lebendige Gegenwartskunst

von Redaktion

Sonderausstellung „50 Jahre Arbeitskreis 68“ in Wasserburg zu sehen

Wasserburg – Der Arbeitskreis 68 feiert seinen 50. Geburtstag. Ein Höhepunkt im Jubiläumjahr ist die aktuelle Ausstellung im Ganserhaus, die einen Querschnitt der Kunst in Wasserburg aus der Zeit zwischen 1946 und 1978 zeigt.

Heute steht das Jahr 1968 in Deutschland für eine gesellschaftspolitische Zäsur. Schon länger schwelte der Widerstand gegen die Werte des Bürgertums. Als sich dann der Protest entzündete, erfasste er auch die Bereiche Kunst und Kultur. In dieser Aufbruchsstimmung gründeten Wasserburger Künstler den Arbeitskreis 68, unter ihnen Emil Kaser, Willy Reichert und Michael Sandl, die Ehrengäste bei der Eröffnung der Sonderausstellung waren. Von Anfang an dabei waren auch Harri Fiola, Klaus Honauer, Maria Schell und Veith Relin sowie Alexander Hatzl und Boidl Wagenstetter. Sie alle hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen: Das „alte Wasserburg“ sollte belebt und die zeitgenössische Kunst gefördert werden.

Anfang November 1968 fand die erste „Große Kunstausstellung“ statt. Wie bei vielem Neuen und Fremden gab es auch Proteste. Die abstrakte Malerei im ehrwürdigen Rathaussaal und Straßentheater erhitzten einige Gemüter: „Das soll Kunst sein?“, fragte sich manch konservativer Bürger. Die Stadt aber erwachte aus ihrem Dornröschenschlaf. Schließlich siegte die Neugierde und die zeitgenössische Kunst fand breite Akzeptanz in Wasserburg. Heute, 50 Jahre später, sind der Arbeitskreis 68 und seine Ausstellungen mit lebendiger Gegenwartskunst ein etablierter Fixpunkt des kulturellen Lebens vor Ort, der Wasserburgs Ruf als Kunst- und Kulturstadt auch überregional vertritt.

Die Sonderausstellung „50 Jahre Arbeitskreis 68“ greift als Reminiszenz jenen Optimismus der Gründerjahre noch einmal auf. In mühevoller Recherche hatte der Vorstand in den letzten Monaten nach dem Verbleib der Arbeiten von damals geforscht. Die heutigen Besitzer wurden größtenteils ausfindig gemacht und konnten als Leihgeber gewonnen werden.

Rund 50 Werke werden jetzt gezeigt, viele davon von Künstlern mit Rang und Namen. Deren Arbeiten finden sich heute auch in den Pinakotheken der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und erzielen auf dem aktuellen Kunstmarkt durchaus respektable Preise: Sis Koch, Josef Pilartz, Josef Kollmar, Rudi Englberger, Emil Kaser, Toni Waim, Klaus Honauer, Karl Wähmann, Hermann Schlittgen, Lois Huber, Micheal Sandl und natürlich Willy Reichert. Weiter sind bekannte Namen wie Friedensreich Hundertwasser und Mac Zimmermann mit dabei.

Eingetragen im Vereinsregister wurde der Kunstverein etwa zeitgleich mit der ersten „Großen Kunstausstellung“. Die Anfänge aber reichen bis ins Jahr 1946 zurück. Gründungsmitglied Boidl Wagenstetter und Malerlegende Karl Wähmann, ein enger Freund von Oskar Maria Graf, hatten damals die erste Nachkriegsausstellung in Wasserburg organisiert. Deshalb reicht die Zeitschiene der Ausstellung auch ganz bewusst soweit zurück und endet erst 1978. Bis dahin war Gründungsmitglied Alexander Hatzl, der sich seit 1974 C. A. Wasserburger nannte, Vorsitzender im Kunstverein. Hatzl verstarb heuer Ende Juli, wenige Tage vor Eröffnung der 51. Großen Kunstausstellung zum Jubiläumsjahr, die er vorher noch aktiv mitgestaltet hatte. An der Jubiläumsausstellung „50 Jahre Arbeitskreis 68“ hätte C. A. Wasserburger sicher seine Freude gehabt.

Sonderausstellung „50 Jahre Arbeitskreis 68“ noch bis 14. Oktober, geöffnet Donnerstag bis Sonntag, jeweils von 14 bis 19 Uhr in der Galerie im Ganserhaus in Wasserburg.

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