Bis 18. November

von Redaktion

Ausstellung „Farbe – Form – Figur“ von Willy Reichert in Galerieräumen Auf der Burg

Die Ausstellung „Farbe – Form – Figur“ ist noch bis 18. November zu sehen, geöffnet jeweils Samstag und Sonntag von 15 bis 17.30 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter Telefon 08071/3263, weitere Informationen unter www.willyreichert.de.

Malstil ohne Stillstand

Wasserburg – Stimmungsvolle Ölgemälde, lichtdurchflutete Aquarelle und farbenfrohe Buntstiftzeichnungen stehen derzeit in der Galerie von Willy Reichert im Mittelpunkt. Dort zeigt der Wasserburger Künstler noch bis Mitte November figürliche Malerei, in der Abstraktion, Gegenständlichkeit und anregende Farbräume ineinander übergehen.

Beim ersten Rundgang trifft der Ausstellungsbesucher zunächst auf Gegenwartskunst im vertrauten Stil des Künstlers. Dessen atmosphärisch dichte Bildkompositionen zeigen Köpfe, Büsten und Körper. Besonders Letztere sind oftmals nur fragmentär angelegt. Dennoch zeigt sich in den Figuren eine Ästhetik, deren Grad durchaus an die Antikensammlung der Münchner Glyptothek erinnern mag. Es finden sich heitere und nachdenkliche Gesichter, frontal und manchmal im Profil.

Reicherts figürliche Darstellungen sind teils scharf konturiert, teils scheinen sie in Nebelschwaden zu entschweben oder sich gänzlich aufzulösen. Stillleben-Arrangements am Bildrand verschaffen den Motiven eine geheimnisvolle Grundstimmung. Feine, oft komplementäre Farbspritzer und Linien verstärken die Leuchtkraft und die Tiefenschärfe der Bilder. Dazwischen finden sich immer wieder geometrische Formen und Symbole. Besonders in den großformatigen Arbeiten werden Licht und Schatten zu einer Einheit.

Richtet der Betrachter dann den Blick genauer auf das jeweilige Sujet, wird er Szenen voller Ironie in den Bildern entdecken. Das Besondere neben der handwerklichen Perfektion ist Reicherts Ideenreichtum und die bisweilen kryptischen Darstellungen. Bei der Auswahl seiner Figuren hat der Künstler unter anderem auch die Vergangenheit bemüht. So taucht im Gemälde „Heinrichs Geister“ jener legendenumrankte Tudor-König als Schattenwesen mit Szenen aus seinem Leben auf. Heinrich VIII. vollzog zu Lebzeiten nicht nur die Trennung der englischen Kirche von Rom. Er machte auch von sich Reden, weil er zwei seiner insgesamt sechs Ehefrauen, nämlich Anne Boleyn und Catherine Howard, hinrichten ließ.

In anderen Bildern wiederum thematisiert Reichert die Astrologie als Instrumentarium der qualitativen Zeitmessung. Dort finden sich die einschlägigen Symbole der Tierkreiszeichen und Andeutungen zu den ihnen zugeschriebenen Charaktereigenschaften. Neben metaphorischen Themen werden aber auch handfeste Alltagsszenarien gezeigt, wie im Porträt einer jungen Frau vor einer Spiegelkommode. Im Hintergrund ist der noch schlafende Geliebte zu sehen.

Als Maler pflegt Willy Reichert einen Malstil, der keinen Stillstand kennt. Auch die neue Ausstellung „Farbe – Form – Figur“ stellt einmal mehr sein malerisches Können unter Beweis. Dabei ist er seiner künstlerischen Handschrift treu geblieben. Wie in seinen Stadt- und Landschaftsbildern gehen auch in der figurativen Malerei Farben, Formen und Figuren eine gelungene Synthese ein.

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