Rosenheim – „Der kleine Prinz“ von Antoine Saint-Exupéry gehört zu den Klassikern der Literatur – für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Der kleine Prinz aus einer entfernten Galaxie macht sich nun im Rosenheimer Künstlerhof auf die Suche nach dem Sinn des Lebens, erfährt, was Freundschaft und Liebe bedeuten und wie oft Herrschsucht, Eitelkeit, Ignoranz und Gier das Leben bestimmen.
In der Inszenierung des Rosenheimer Schüler- und Studententheaters „Innszenierung“ unter künstlerischer Leitung von Sebastian Kießer nimmt der kleine Prinz, herausragend gespielt von Finia Edom, das Publikum 70 Minuten lang mit auf eine spannende Theaterreise zum eigenen Ich. Mit einer dramatischen Flugzeugexplosion startet das Stück und der Pilot, Erzähler, Regisseur und Bühnengestalter Sebastian Kießer krabbelt aus seinem zerstörten Flugzeugwrack mitten in der Wüste, wo er vom kleinen Prinzen gefunden und mit der Bitte, ihm ein Schaf zu zeichnen, überrascht wird. Bildprojektionen an der mit Leintüchern ummantelten Bühne begleiten nicht nur die Bildentwürfe des Piloten, sondern auch die einzelnen Stationen des kleinen Prinzen auf acht Planeten.
Sehr bestimmt, aber stets liebenswürdig fordert der kleine Prinz Antworten über den Sinn von Dornen, philosophiert über den Krieg zwischen Blumen und Schafen, erzählt von seiner eitlen Rose (Marie Mechtl) auf seinem winzigen Heimatplaneten. Er versteht weder die Traurigkeit des Säufers noch den Herrschafts- und Befehlsanspruch des Königs (beide sehr gut interpretiert von Daniel Hutter), noch den Besitzanspruch auf Sterne des gestressten Geschäftsmanns (Daniel Buchin) oder die Geltungssucht der eitlen jungen Dame (Nicole Albrecht).
Auch der Sinn der Arbeit einer Geografin und der Händlerin (Carina Budde) bleibt nicht nur dem Prinzen unerschlossen, auch die Zuschauer müssen dem Fazit des Planetenreisenden zustimmen: „Die Erwachsenen sind ausgesprochen seltsam.“ Erst die Begegnung mit dem einsamen Fuchs (Chiara Schönauer), der unbedingt gezähmt werden will, um einzigartig zu werden, lässt den kleinen Prinzen den Sinn von Freundschaft und Verantwortung erkennen. „Die Augen sind blind, Du musst mit dem Herzen sehen“, ist das Fazit des Stücks, als am Ende der kleine Prinz nach einem Biss durch die Schlange (David Wolf) zu den Sternen zurückkehrt und der Pilot erkennt: „Es ist schön, einen Freund gehabt zu haben.“
Innerhalb von nur drei Wochen inszenierte der Allroundkunstschaffende Sebastian Kießer ein kurzweiliges Theaterstück, das alle Altersgruppen fesselt. Mit einfachem, aber eindrucksvollem Bühnenbild, prägnanten Kostümen, effektvoller Bühnentechnik und allesamt sehr empathisch spielenden Künstlern ist dem Ensemble eine perfekte Premiere gelungen.
Claudia Sieberath