Grenzgängerischer Sound am Ölberg

von Redaktion

Marja Burchard und „Karl Hector & the Malcouns“ beim Open Air des „Le Pirate“

Rosenheim – Sommer in der Stadt und Open-Air-Konzert am „Ölberg“ zwischen Ludwigsplatz und Riedergarten: Mit Funk-Rhythmen à la Herbie Hancock oder Filmmusiken wie „Shaft“ stieg das Quartett „Karl Hector & the Malcouns“ um Marja Burchard ein.

Die Bandleaderin und Ikone der Weltmusik-Szene drückte dem Sound mit flirrendem Keyboard schnell ihren musikalischen Stempel auf. Wer Burchard in Rosenheim zuletzt mit „Embryo“ und indischen Sitar-Klängen im „Strehle’s“ erlebt hatte, war überrascht, denn es ging deutlich in Richtung Funk und Jazzrock, mit teils unruhigen Vibrationen und vielen elektrisierenden Beats. Dann waren wieder wunderbar damit kontrastierende Gitarrenpassagen im Stile eines Peter Green zu hören.

Die Band selber sieht sich in der Tradition von deutschen Pionierbands wie Can oder Guru Guru. Lange, grenzgängerische Instrumentalstücke zum Hineinversinken dominieren den Stil des Quartetts. Der zweite Titel geriet sogar über 20 Minuten lang. Reminiszenzen an „In-a-Gadda-da-Vida“ oder Mammutstücke von Emerson, Lake and Palmer lagen nahe, wurden dabei aber nicht verkünstelt dargeboten, sondern direkt und teils tanzbar.

Die langen Strukturen ließen beim Konzert am „Ölberg“ Raum für die eine oder andere jazzige Improvisation – mit JJ Whitefield an den Saiten oder Marja Burchard an den Tasten ihres Keyboards.

Die zahlreichen Hörer verfolgten das Konzert gespannt. Nach jedem langen Stück gab es kräftigen Applaus. Das Programm bot musikalisch einige Nuancen und viel Abwechslung zwischen Classic-Rock, bluesrockig geprägten Stücken oder gegen Ende meditativerem Dahinfließen mit orientalischen Anleihen. Insgesamt vereinten sich im Stil der Band und in komplexen Kompositionen druckvolle Funk-Elemente mit gelassenen, entspannten Passagen, gerade recht für einen lauen Sommerabend mitten in der Stadt. Andreas Friedrich

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