Traunstein – Ein außergewöhnliches Programm mit selten präsentierten Stü-cken spielten die Musiker um Razvan Popovici beim sehnlich erwarteten 19. „Chiemgauer Musikfrühling“ beim fünften und letzten Konzert im gut besuchten Kulturforum Klosterkirche Traunstein.
Unter dem Titel „La Grande Bellezza“ begann es mit Camille Saint-Saens´ wunderschöner Sonate für Klarinette und Klavier in Es-Dur, opus 167. Mit Gabriel Faure´ und Cesar Franck gehört Sain Saens zu den Musikern, die der französischen Kam-mermusik zur Weltgeltung verhalfen. Schon zu Lebzeiten hatte er die seltene Ehre als Klassiker zu gelten. In Deutschland spielte seine Kammermusik meist eine untergeordnete Rolle. Bezeichnend für den Musikfrühling, dass sie eingangs dieses durchgehend zu Herzen gehende Stück wählten. Die virtuos gespielten, herrlich weichen Klänge der Klarinette von Thorsten Johanns harmonierten kongenial mit der Tastenkunst der Pianistin von Weltruhm, Diana Ketler, die zusammen mit Razvan Popovici den Musikfrühling – im nächsten Jahr schon zwei Jahrzehnte lang – leitet und bespielt.
Es folgte das weniger romantische Klavierquintett in fis-Moll des in Venezuela geborenen, jüdisch französischen Komponisten Reynaldo Hahn (1874 bis1947), der zum engen renommierten Freundeskreis um den Dichter Marcel Proust zählte. Der russische Geiger Boris Brovtsyn, Preisträger vieler internationaler Wettbewerbe, brillierte auf der Geige, William Coleman und Razvan Popvici auf der Bratsche, dazu als Meister auf dem Cello Justus Grimm, der seit fast zehn Jahren als Professor für Violoncello am Königlichen Konservatorium in Antwerpen wirkt. Fünfte im Bunde war wieder Diana Ketler am Klavier, die in vollendeter Harmonie mit den anderen die drei Sätze des Quintetts mit voller Hingabe, tief konzentriert, virtuos spielte, so dass auch das Publikum in seinen Bann gezogen wurde.
Letztes Stück nach der (endlich wieder erlaubten Pause, die viele bei lauem Frühlingswetter im Freien genossen) war das in Deutschland selten aufgeführte Streichsextett in Es-Dur von Frank Bridge (1879 bis 1941), einer der bedeutendsten englischen Komponisten. Neben den zuvor genannten Musikern spielte die großartige Tatiana Samouil auf der Violine. Sie stammt aus Moldawien. Nach ihrer Karriere am Königlichen Konservatorium in Brüssel ist sie neben vielen internationalen Engage-ments auch Professorin für Violine am Brüsseler Konservatorium. Auch nach dem letzten, anspruchsvollen, nicht immer leicht zu folgendem Stück bestachen die Musiker durch ihr virtuoses, harmonisch aufeinander abgestimmtes, differenzierendes Spiel, aber auch durch Temperament und schiere Spielfreude. Christiane Giesen