Die Rosenheimer „Kunstwohnung“ hat wieder geöffnet

von Redaktion

Herbstausstellung mit Bildern von Rudolf Wolfbeisser und Alfons Röckl in der „Kleinen Werkraumgalerie“

Rosenheim – „Nach langer Kunstpause endlich ein Wiedersehen“, begrüßte Alfons Röckl die zahlreich erschienenen treuen Freunde seiner Rosenheimer „Kunstwohnung“, der „Kleinen Werkraumgalerie“, zur ersten Ausstellung nach der Pandemie. Seit 22 Jahren betreibt der Galerist und Künstler im ersten Stock des Altstadthauses in der Heilig-Geist-Straße diesen liebenswerten Treffpunkt, der mitten in der Stadt unprätentiös eine Bühne ebenso für arrivierte wie auch für noch wenig bekannte Künstler bietet.

Diesmal sind es Arbeiten eines nicht nur der regionalen Szene schon lange zugehörigen Kunstschaffenden. Der Rosenheimer Rudolf Wolfbeisser hatte 1984 zusammen mit seinem Burgenländer Kollegen Otto Winkler unter dem gemeinsamen Titel „Traum- und Seelenlandschaften“ seine erste Ausstellung in der Volksbank in der Bahnhofstraße, eröffnet vom jungen Direktor Dieter Dambach. Seitdem ist Wolfbeisser, der in Wien aufwuchs und 1979 nach Rosenheim kam, in der Kunstszene präsent, zuletzt bei einer Ausstellung mit seinem Bildhauerkollegen Josef Hamberger vor Corona-Zeiten in der Finsterwalder-Mühle in Stephanskirchen.

Bei Röckl sind 18 Bilder aus dem Zyklus „Verflechtungen“ des 67-jährigen Autodidakten zu sehen. Die vier großen Formate sowie einige kleinere sind auf Kunstfolie, weitere auf Kunstseide oder Papier gemalt. Wolfbeisser verwendet dazu Aquarellfarben, Tempera und Tusche. Die meisten der mittelgroßen Arbeiten bilden den Zyklus-Titel besonders deutlich ab – der Betrachter fühlt sich an locker über Kreuz geflochtene Stoffbänder handwerklich gemachter Stühle erinnert. Sie sind jeweils in zwei oder drei Varianten in matten Grün-, Rot- oder Blautönen gehalten.

Die Farben auf Foliengrund verleihen den Bildern auch bei dunkleren Werken ein leuchtendes Schimmern. Die helleren der Großformate vermitteln eine durchaus fröhliche Atmosphäre; dagegen macht eine der opulent mit Farbe bedeckten Arbeiten den Eindruck von Blicken durch ein Mikroskop auf eine überbordende Population von Kleinstlebewesen.

Zwischen Wolfbeissers dominanten Großformaten zeigt Alfons Röckl knapp 50 eigene, meist kleinformatige Werke, natürlich in der sogenannten „Petersburger Hängung“. Mit „Traumstadt“, „Lichtspiel“ oder „Impression“ beweist der bald 85-Jährige aber auch, dass er größere Formate beherrscht. Aber die meisten, zudem wohlfeilen Exponate enthalten kleine, manchmal nur postkartengroße Szenen mit so unterschiedlichen Titeln wie „Mutter mit Kind“, „Weintrinker“, „Gespenster (bayerisch)“ oder aber „Nachdenklich“ und „Biblisch“.

So zielführend es ist, die Rezeption von Wolfbeissers Arbeiten mit dem Rücken an der gegenüberliegenden Wand zu vollziehen, so sehr lohnt es sich andererseits, Röckls Miniatur-Szenerien aus allernächster Nähe zu ergründen. Damit gelingt umso besser das Eintauchen in dessen geschichtenerzählenden Mikrokosmos.

Älteren Jahrgängen sei zur besseren Wahrnehmung das Aufsetzen einer Sehhilfe empfohlen – und Zeit zum Sich-Einlassen auf Kunstwerke sollte man sowieso immer mitbringen: Es gehört sich einfach nicht, durch diese „Kunstwohnung“ nur so durchzuspazieren. Hendrik Heuser

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