„Malen ist mein Lebenselixier“

von Redaktion

Der Künstler Willy Reichert erhält den Kulturpreis 2023 des Landkreises Rosenheim

Prien – Der Maler Willy Reichert ist mit dem Kulturpreis 2023 des Landkreises Rosenheim ausgezeichnet worden. Im Chiemsee-Saal ehrte Landrat Otto Lederer zudem Elisabeth Pihusch aus Prutting und ihren Cousin Andreas Pihusch aus Raubling mit dem Kulturförderpreis – beide spielen die Geige – sowie den Chorleiter, Dirigenten und Komponisten Sebastian Weyerer mit dem Kultursonderpreis.

Der Festakt begann mit einer „waschechten Uraufführung“, wie es Landrat Otto Lederer in seiner Begrüßung formulierte. Der Ludwig-Thoma-Chor, begleitet von Martina Partsch am Flügel, präsentierte unter der Leitung von Sebastian Weyerer das Stück „Juli am Chiemsee“. Der Text der in Prien lebenden Schriftstellerin und Lyrikerin Sabine Rosenberg war vom Kultursonderpreisträger vertont worden.

Viele Tausend
Bilder gemalt

Wie viele Bilder der diesjährige Kulturpreisträger Willy Reichert in seinem Leben geschaffen hatte, wusste Laudator Christoph Maier-Gehring nicht. Er schätzte viele Tausende. Gut 40 davon wurden mit Hilfe eines Beamers präsentiert. Zu sehen waren viele Stadt- und Landschaftsbilder, einige davon aus Reicherts Heimatstadt Wasserburg. Dazu gab es unterschiedliche Tierbilder, Stillleben, Porträts, Akte, Sternzeichen-Bilder sowie ein paar Beispiele von Lüftlmalerei.

Willy Reichert hat ab 1951 das Handwerk des Malers, Grafikers und Restaurators gelernt. Nach seiner Ausbildung nahm er ab 1954 Unterricht in der Zeichenschule von Professor Heinrich König in München. 1968 gründete Reichert die Künstlergemeinschaft Arbeitskreis 68 mit und beteiligte sich als Jurymitglied an der ersten großen Kunstausstellung im Rathaussaal in Wasserburg. Beide Ereignisse waren richtungsweisend für Wasserbug als Kunst- und Kulturstadt, resümierte Maier-Gehring. Wasserburgs Stadtrat hatte Reichert für sein langjähriges Engagement mit der Heiserer-Medaille ausgezeichnet. Der frischgebackene Kulturpreisträger des Landkreises Rosenheim, inzwischen 86 Jahre alt, sagt über sich selbst: „Neugier ist mein Antrieb, ich arbeite täglich, mehrere Stunden, und wenn es sein soll auch nachts. Malen ist mein Leben, meine Leidenschaft und mein Lebenselixier.“

Musikalische Elternhäuser stehen jeweils an den Anfängen der beiden Kulturförderpreisträger Elisabeth Pihusch (17) aus Prutting und Andreas Pihusch (15) aus Raubling.

Elisabeth Pihusch war bis 2019 Stipendiatin im Förderprogramm des Freistaates. Seitdem ist sie Jungstudentin im Mozarteum in Salzburg und erhält zudem seit 2021 eine Hochbegabtenförderung der Leopold-Mozart-Stiftung. Andreas Pihusch wurde 2017 in das Mozarteum-Kinderorchester aufgenommen. Von 2020 bis 2022 war er dort auch Konzertmeister. In diesem Jahr führte ihn sein Weg in das Mozart-Jugendorchester. Darüber hinaus ist er Jungstudent an der Münchner Musikhochschule.

Natürlich bewiesen die beiden, dass sie den Kulturförderpreis zu Recht erhalten haben. Elisabeth Pihusch, begleitet von Yume Hanusch am Klavier, riss das Publikum mit Tschaikowskis Violinkonzert Opus 35, 3. Satz, Finale, mit. Und Andreas Pihusch erntete für Paganinis Opus 1, Caprice Nr. 9 „Die Jagd“ viel Applaus und vereinzelte Bravo-Rufe. Wahre Begeisterung entfachte er mit seiner „David-Garrett-Tribut-Combo“. Sie beendete den Festabend mit einer Interpretation des Rolling-Stones-Hits „Paint it black“.

Ein sehr musikalisches Elternhaus steht auch am Anfang der Lebensgeschichte des Kultursonderpreisträgers Sebastian Weyerer. Anfang der 1950er-Jahre schickten ihn seine Eltern zu den Regensburger Domspatzen. Mit Beginn des Stimmbruches kehrte er zurück nach Prien. Nach dem Abitur studierte er Schulmusik in München. Nach Lehrer-Stationen in Traunreut und Trostberg kam er 1979 wieder nach Prien. Dort wirkte er als Musiklehrer im Ludwig-Thoma-Gymnasium bis zu seinem Ruhestand 2006.

Der „musikalische Tausendsassa“, wie ihn Priens Bürgermeister Andreas Friedrich bezeichnete, war ehrenamtlich als Organist in Kirchen im östlichen Landkreis Rosenheim tätig. Die Blaskapelle Prien dirigierte der heute 81-Jährige von 1978 bis 1994. Mit ihr gab er weltweit Konzerte, unter anderem in den USA und in China. Zur 850-Jahr-Feier von Prien komponierte er die Festfanfare für die Blaskapelle.

50 Chorwerke komponiert

Besonders am Herzen liegt dem Kultursonderpreisträger die Chormusik. Über 50 Chorwerke stammen aus seiner Feder. Mit unterschiedlichen Ensembles gab er viele Konzerte in der Region und bis heute übernimmt er mit der Blaskapelle Aschau und dem Müllner-Peter-Chor die musikalische Gestaltung der Ölberg-Wallfahrt in Sachrang.

Der Kulturpreis ist mit 5000 Euro dotiert, der Kulturförderpreis mit 2500 Euro und der Kultursonderpreis mit 1500 Euro.

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