Das Geheimnis hinter den Reimen

von Redaktion

Bodo Wartke kommt mit „Barbaras Rhabarberbar“ am 30. März ins Kuko

Rosenheim – Bodo Wartke hätte nie gedacht, dass er eines Tages auf der ganzen Welt bekannt sein würde. Überall wird auf Social-Media-Plattformen wie TikTok zu „Barbaras Rhabarberbar“ getanzt – ein Lied, das der Hamburger Kabarettist zu dem gleichnamigen Zungenbrecher erfand. 2024 gewann er den bayerischen Kabarettpreis. Seit fast 30 Jahren tourt der Kabarettist und Liedermacher durch Deutschland, Österreich und der Schweiz – am Sonntag, 30. März, ist er in Rosenheim. Wie Wartke so erfolgreich wurde, wie er privat tickt und wie bei ihm ein Reim zu „Rosenheim“ klingt.

Sie sind Vater und Kabarettist – was machen Sie, wenn das Kind in der Schule ist und Sie einen freien Tag haben?

Ich tanze gerne, insbesondere Tänze, die auf Swing-Musik getanzt werden. Diese Art des Tanzens ist spielerisch und improvisierend, nicht wie die festen Schrittabfolgen aus der Tanzschule. Es geht darum, Spaß zu haben und einander zu inspirieren. Seit ich Vater bin, komme ich selten dazu. Während der Pandemie habe ich Kochen als Hobby entdeckt, da ich viel zu Hause war. Ein beliebtes Familiengericht ist Spaghetti mit Thunfischsoße, Tomatenmark und Thymian. Mein Sohn kann es mittlerweile auch kochen. Momentan bin ich aber auf Tour, also habe ich nicht viele dieser freien Tage.

Was ist das verrückteste Erlebnis, das Sie auf Tour hatten?

Vor 20 Jahren hatte ich eine Kabarettnummer mit übertriebenen Tagebucheinträgen über das Reisen mit der Deutschen Bahn. Damals fand das Publikum es lustig, aber heute sind diese überzeichneten Szenarien Realität geworden. Es ist erstaunlich, dass das, was früher grotesk wirkte, jetzt Alltag ist. Trotzdem stelle ich eine größere Gelassenheit im Umgang damit fest. Es gibt keine Erwartung mehr, dass in Deutschland alles perfekt funktioniert.

Fahren Sie mit der Bahn auf Tour?

Momentan sind wir aus logistischen Gründen mit dem Nightliner unterwegs, was weniger glamourös ist, als man denkt. Nach dem Auftritt fahren wir noch in derselben Nacht mit dem Tourbus zum nächsten Auftrittsort, ähnlich wie mit einem Schlafwagen, nur im Bus. Ich kann darin nicht gut schlafen, weil es wackelt. Immerhin kommt er zuverlässiger an, als die Bahn. Man ist morgens schon vor Ort, was angenehm ist, da man etwas von der Stadt sieht, in der man abends auftritt.

Waren Sie schon mal in Rosenheim und was halten Sie von der Stadt?

Ja, ich bin abends schon durch die Stadt flaniert, aber bisher noch nicht tagsüber. Normalerweise komme ich um 15 Uhr mit dem Zug an, um eventuelle Verspätungen zu puffern, und gehe dann direkt ins Theater für Soundcheck und Showvorbereitung. Aber fragen Sie mich nochmal, wenn ich diesmal tagsüber da bin.

Wenn Sie jetzt einen Reim erfinden müssten, zum Beispiel einen über Rosenheim, wie würden Sie den anfangen?

Ich finde besondere Reime spannend, wie wortübergreifende, satzübergreifende, Binnenreime und Reime innerhalb eines Wortes. In dem Fall würde ich einen Doppelreim nehmen, wie nicht nur auf „Heim“, sondern auf „Rosenheim“. Etwa „So, ich lasse jetzt mal das Tusen (etwa: Chaos, Anm. d. Red.) sein und fahre lieber nach Rosenheim“. Die Sprache maximal zum Klingen zu bringen, auch am Anfang einer Zeile zu reimen, das fasziniert mich.

Haben Sie denn schon mal auf Bairisch oder anderen Dialekten gereimt?

Ich kann ein bisschen berlinern, aber leider kein Bairisch, obwohl ich es gerne lernen würde. Neulich hatte ich Unterricht bei Oimara, mit dem ich in der Giovanni-Zarrella-Show aufgetreten bin. Wir haben dort einen Zungenbrecher improvisiert, der in den sozialen Medien als Video zu sehen ist. In der Schweiz ist er der berühmteste Zungenbrecher, ähnlich wie „Fischers Fritz“ bei uns. Er lautet, und ich sage das jetzt im Schweizer Akzent: „Der Papst hat in Spierz das Speckbesteck zu spät bestellt.“

Wie kamen Sie auf die Idee zu „Barbaras Rhabarberbar“?

Bei „Barbaras Rhabarberbar“ fand ich die Geschichte online und entdeckte einen gezeichneten Clip, der vor etwa 14 Jahren viral ging. Ich habe den Zungenbrecher in Reimform gebracht und die Geschichte weitererzählt. Inzwischen habe ich die ursprünglichen Schöpfer gefunden, und wir planen, die Geschichte hinter dem Zungenbrecher zu erzählen. Der zweite Teil von „Barbaras Rhabarberbar“ führt die Geschichte fort, mit eigenen Ideen wie einer Liebesgeschichte.

Werden Sie den Barbara-Rharbaberbar Song auch in Rosenheim aufführen?

Ja, selbstverständlich. Und ich werde dazu tanzen. Das Lied ist deswegen im Netz so viral gegangen, weil sich die zwei australischen Influencerinnen Stephanie Graham und Christina Anastasiadis dazu eine tolle Choreografie ausgedacht haben. Ich bin mir sicher, dass der Großteil meines Publikums den Tanz schon kennen wird.

Seit dem Erfolg auf TikTok – ist Ihr Publikum jünger geworden?

Ja, es sind deutlich mehr Kinder im Publikum. Ich hatte vorher schon viele Kinder als Fans, aber jetzt sind es nochmal deutlich mehr.

Was hält Ihr Kind davon, dass Sie auf TikTok mit dem Rhabarberreim so erfolgreich sind?

Für meinen Sohn bin ich in erster Linie Papa. Für ihn bin ich kein Star, sondern er sieht mich als seinen unspektakulären Vater. Manchmal findet er es merkwürdig, wenn Leute mich ansprechen. Dann fragt er, wer das war. Und sage ich ihm, dass ich es auch nicht weiß.

Was erwartet die Zuschauer in Rosenheim?

Ich präsentiere Zungenbrecher in verschiedenen Formen, live als Gedicht oder begleitet von Instrumenten, die ich gleichzeitig spiele, außer Klavier: Schlagzeug mit Bassdrum und Snare unter dem Klavier und diverse Instrumente obendrauf. Selbst langjährige Fans werden überrascht sein, da ich in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß performe. Klavierkabarettfans kommen mit gesellschaftspolitischen und poetischen Liebesliedern auf ihre Kosten. Das Programm bietet großen Variantenreichtum und beinhaltet Klassiker, die besonders gut in die aktuelle Zeit passen, oft zum Thema Demokratie. Es ist ein sehr aktuelles Programm.

Interview: Cordula Wildauer

„Wunderpunkt“

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