Neubeuern – Im selbst ersonnenen Genre des „Wiener Souls“ verortet sich die Formation „5/8erl in Ehrn“. Ihre Sprache ist das Wienerische, ihre Kraft schöpfen sie insbesondere aus den Kehlen der beiden Sänger Max Gaier und Bobby Slivosky, deren Stimmen nicht nur vielschichtig, sondern im Duett unglaublich harmonisch, einnehmend und umarmend sind. Es ist ein Mix aus dem Motown-Sound, der Anleihen in Havanna und eben Vienna nimmt.
So auch auf der Bühne vor ausverkauftem Saal in Auers Schloßwirtschaft, wo Max Gaier, Bobby Slivosky und ihre Komparsen auftraten, allen voran Miki Liebermann an der Gitarre, Clemens Wenger fantastisch am Wurlitzer und Akkordeon ebenso wie Hanibal Scheutz am (Kontra)-Bass.
Der Blick auf das Gift unserer Zeit und auf das, was der Balsam für die Seele ist, ist Kern dieser „Burn On“-Tournee. Launig moderierten sie ihre Songs an, von denen sich einer nach dem anderen gefühlvoll seinen Weg bahnte. Sie behandelten die Krankheit all jener, die ständig am Anschlag sind, aber sich noch die Schuhe zubinden können – eine erschöpfte Gesellschaft, deren zwanghafter Optimierungsdrang dazu führt, dass es im Alltag für alles ein Zeitfenster und Dauerstress gibt.
Egal ob es dieses „Ka Wort zvü“ oder das beziehungsintensive „Dazwischen“ war, einerlei ob sie die „Arbeit 2.0“ sezierten oder „Wo die Sun aufgeht“ anstimmten: Das dankbare Publikum nahm gerne die Botschaft auf und setzte sie auch gleich um: Augen zu und lauschen.
So einzigartig dieses Quintett, so pfiffig die Idee der Pausengestaltung. Dass Künstler eine Pause ankündigen, ist nicht neu, dass die gesamte Band, während ihre Platte im Hintergrund läuft, es sich aber auf der Bühne gemütlich macht und dem Publikum beim Pausemachen zusieht, ist neu. „Arbeit 2.0“ eben.
Nach nunmehr 19 Jahren, nach sieben Alben, sechs dekorativen Preisen und über 1000 Konzerten folgen „5/8erl in Ehrn“ kompromisslos ihrem Weg. So blieb auch das Konzert über den gesamten Abend hinweg stimmig und harmonisch. Udo Kewitsch