Gerade an den – schönen – Herbsttagen zieht es viele Menschen „in de Berg“. Es geht ihnen zum einen darum, bei Schönwetter die hervorragende Aussicht vom gewählten Berggipfel zu genießen, zum andern, die eigene körperliche Kondition zu testen oder gar zu steigern.
Wenn man solche Alpinisten fragt, wo sie beispielsweise ihre Ferienzeit verbracht haben, kommt nur ganz selten die Antwort: „In den Alpen“. Viel eher wird schon ganz genau gesagt, wo man seine Zeit verbracht hat: „Im Sarntal“, „im Karwendelgebirge“, „am Mont Blanc“.
Das Wort „Alpen“ kommt dabei höchstens vor, wenn von einem „Alpenvereinsausflug“ erzählt wird oder wenn man „im Voralpenland“ seinen Urlaub verbracht hat. Natürlich: Der Begriff „Alpen“ ist längst nicht so umfassend, wie es der Begriff „Meer“ ist. Dessen Gegenstück ist „Gebirge“ oder ganz einfach: „Die Berge“.
Geografisch gesehen, wird der Begriff „Alpen“ zumeist auf den mitteleuropäischen Gebirgszug angewandt, der sich von Frankreich über die Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien (Südtirol) bis nach Slowenien erstreckt.
Der Name „Alpen“ ist geheimnisvoll. Eine mögliche Erklärung für den Begriff „Alpen“ ist laut den einschlägigen Lexika – beispielsweise „Duden: Das Herkunftswörterbuch“ – der deutsche, insbesondere alemannisch-schwäbische Begriff „Alpe“.
Die Alp oder Alpe ist ein Ausdruck für „Bergweide“. Sie lautete mittelhochdeutsch (1050 bis 1350) albe, althochdeutsch (750 bis 1050) alba, und geht zusammen mit dem Gebirgsnamen „Alb“ – siehe Schwäbische Alb – und mit dem Namen der „Alpen“, der Mehrzahlform von „Alb“, auf ein vorrömisches, ja sogar vor-indogermanisches, erschlossenes Wort „alb“ für „Berg“ zurück.
Der Innsbrucker Namenforscher Peter Anreiter fügt in seinem Buch „Die Gemeindenamen Tirols“ noch die Bedeutung „Bergwiese, Pass, für den Viehtrieb geeigneter Gebirgsübergang“ hinzu.
Das ähnlich lautende lateinische „albus“ = „weiß“ hänge, so die meisten Fachleute, sprachlich nicht mit „alb“ zusammen, passe aber sowohl von seiner Form her als auch inhaltlich gut hinzu, wenn man an die häufig schneebedeckten Alpen denkt.
Dem Begriff „Alpen“ geben wir gut und gerne 3000 Jahre oder mehr. Unsere Bergnamen sind aber in aller Regel längst nicht so alt. Das Karwendelgebirge etwa, das größtenteils zu Tirol gehört, aber in seinem nördlichen Teil an unsere Region angrenzt, verdankt nach der Mehrheitsmeinung der Bergnamenforscher seinen Namen nicht einem „Kar“, sondern einem erstmals 1280 erwähnten Personennamen „Gerwentil“, auf Neudeutsch „Speer-Schüttler“, auf Englisch „Shakespeare“ (!).
Ein erst ab dem 18. Jahrhundert überliefertes Namensbeispiel ist der „Ifinger“ im Sarntal von Südtirol. Stammt der Name von „Pifing“, mittelhochdeutsch „bivanc“, „Bifang“, was eine „gesondert genutzte Weide“ bedeutet? Wurde der Name unter Weglassung des p auf den ganzen Berg übertragen? Oder steckt ein lokal-dialektaler Begriff „Ifern“ für den Namen der Moschus-Schafgarbe hinter dem Ifinger?
Aber halt! Da haben wir noch etwas anderes entdeckt: Bei Arthur Achleitner steht 1901 in „Tirolische Namen“: „Ifinger, (mons) ibicarius, Steinbocksberg“. Hoffentlich haben wir damit nicht einen (sprachlichen) Bock geschossen!
Armin Höfer