Nur ganz wenige Berührungspunkte

von Redaktion

Teams aus Rosenheim und Essen trafen bislang nur in drei Spielzeiten aufeinander

Rosenheim – Mit dem diesjährigen Achtelfinalgegner der Starbulls hatte das Rosenheimer Eishockey in der Vergangenheit kaum Berührungspunkte. In den knapp 50 Jahren, in denen Essen auf der überregionalen Eishockey-Landkarte zu finden ist, trafen Rosenheimer und Essener Teams lediglich in drei Spielzeiten aufeinander, zweimal in der höchsten, einmal in der zweithöchsten Klasse.

Essen taucht als ESC Essen erstmals in der Saison 1972/73 im DEB-Bereich auf, wobei ehemalige Krefelder oder Nachwuchscracks von dort den Kern des Teams bildeten. Sechs Jahre später ging es hoch in die 2. Bundesliga, und 1984 gelang der sensationelle Aufstieg in die Eliteklasse, auch weil man erfolgreich auf der damaligen Deutsch-Ausländer-Welle mitschwamm. Es war allerdings ein kurzes Gastspiel, denn in der Saison, als das vielleicht beste Rosenheimer Team aller Zeiten seine zweite deutsche Meisterschaft errang, erwies sich der EHC Essen-West, wie der Klub sich inzwischen nannte, mit acht von 72 möglichen Punkten als völlig überfordert. Einer der wenigen Lichtblicke im Team war der schon verstorbene Henry Litschke, seit den späten 70er-Jahren eine echte Kultfigur im Rosenheimer Eishockey. Nach einem finanziell bedingten Abstieg in die Oberliga und sofortigem Wiederaufstieg gehörten die Ruhrpöttler bis 1999 fast durchgehend der zweiten Spielklasse an. Dort kam es in der Saison 1992/93 zur zweiten Konfrontation mit dem SBR, der nach dem Ausstieg von Sponsor März freiwillig ein Jahr 2. Liga einlegte. Rosenheim („Ernst Höfners Kindergarten“) gelang der sofortige Wiederaufstieg, Essen belegte einen Mittelplatz. In die letzte Erstliga-Phase der Essener fiel auch das bis dato letzte Zusammentreffen mit Rosenheim. Ehe sich das Rosenheimer Eishockey im Sommer 2000 für vier Jahre in die Niederungen der Landesverbände verabschiedete, traf man noch auf die 1999 in die DEL aufgestiegenen Essener Moskitos. Während Mondi Hilger & Co. danach Gegner wie Berchtesgaden, Gaißach oder Geretsried aus der Halle schossen, kamen die Moskitos während ihrer dreijährigen Elite-Zugehörigkeit über die Rolle des Punktelieferanten kaum hinaus und wurden zweimal Letzter und einmal Drittletzter.

Danach war’s vorbei mit der Herrlichkeit. Nach dem DEL-Aus und einem Jahr Konsolidierung in der NRW-Liga (mit der Bayernliga vergleichbar) gehörte man für fünf Jahre der Ober- beziehungsweise 2. Liga an, ehe 2008 noch einmal der Absturz in die NRW-Liga folgte. Seit 2010 ist eine gewisse Stabilität in der dritten Spielklasse eingekehrt, was nicht zuletzt auch auf Trainer Frank Gentges zurückzuführen ist. Der „Franz Steer des Essener Eishockeys“, 18 Jahre lang selbst höherklassig aktiv, unter anderem für Düsseldorf und Krefeld, lenkt seit 2014 unumstritten die Geschicke des Klubs von der Bande aus.

Den Kader einmal mehr ausgetauscht

Doch nun zur Gegenwart. Obwohl die Moskitos letzte Saison beileibe nicht ent-täuschten (Rang fünf im Westen, Landshut eliminiert, danach Viertelfinal-Aus gegen den späteren Aufsteiger Deggendorf), folgten sie ebenso wie ihre weniger erfolgreichen Nachbarn Duisburg und Herne einem seit Jahren gewohnten Manöver: Sie tauschten fast den gesamten Kader aus! Nur vier Verteidiger blieben übrig, der komplette Sturm inklusive der Kontingent-spieler war neu, während der Runde wurden noch mal fünf Spieler gewechselt, und dennoch schaffte es Gentges, wieder ein richtiges Team aufs Eis zu bringen.

Statistisch gesehen sind die Mokitos überlegen. Sie schossen in der Punkterunde 4,12 Tore und kassierten 2,69; bei den Starbulls lautete der Schnitt 3,94:2,92. Moskito-Goalie Patrik Cerveny hat nur zwei Tore mehr kassiert als der in dieser Wertung führende Tilburger Torhüter. Bei Rosenheimer Strafzeiten trifft das sechstbeste Powerplay des Nordens (23,0 Prozent) auf die sechstbesten Penalty-Killer des Südens (77,2 Prozent). Ungleicher wird es, wenn ein Essener auf die Bank muss: Dort steht das sechstbeste Süd-Powerplay (19,0 Prozent) den gleichauf mit Tilburg überragenden Unterzahlspezialisten des Nordens (86,0 Prozent) gegenüber.

Essen hat in der Abwehr eine interessante Mischung aus jungen Spielern, zum Teil Förderlizenzlern aus Düsseldorf, und den Routiniers Stephan Kreuzmann, Thomas Richter und Marcel Pfänder. Überragende Stürmer sind die beiden Legionäre Aaron McLeod (achtbester Scorer im Norden) und Nick Miglio, der nach einem eher schwachen Gastspiel in Selb bei den Moskitos voll in die Gänge kam. Nicht zu unterschätzen sind auch die erst- oder zweitligaerfahrenen Julian Airich (Freiburg), Lars Grözinger (Krefeld), Veit Holzmann (Dresden) und Thomas Zuravlev (Bremerhaven). Während bei den Moskitos kein Spieler mit Rosenheim-Erfahrung im Kader steht, kann Manuel Kofler da womöglich auf einen „Whistleblower“ zurückgreifen. Stürmer Robin Slanina absolvierte zu Beginn der Saison zehn Spiele in Essen (zwei Tore, drei Assists) und kennt die Verhältnisse dort.

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