BFV will die Einsatz-Regeln lockern

von Redaktion

Paragraf 34 der Spielordnung im Blick: Nur noch ein Spiel Pause in der zweiten Mannschaft – und zahlreiche Ausnahmen

Rosenheim – Alles sollte einfacher werden, das hatte sich der Bayerische Fußball-Verband (BFV) fest vorgenommen. Der Paragraf 34 der Spielordnung, in dem es um die Einsatzregeln in ersten, zweiten und dritten Herren-Mannschaften geht, ist nicht nur der längste, sondern wohl auch der meistgelesene. Denn die wenigsten Trainer, Vorstände und Funktionäre wissen auswendig, wer wann in welchem Team spielen darf. Die Kurzversion: Wer in der ersten Mannschaft in der ersten Halbzeit gespielt hat, muss bisher die nächsten zwei Spiele der zweiten oder dritten Mannschaft aussetzen. Nach 15 Tagen endet die Sperre auf jeden Fall.

Der Grund dafür ist Fairness. Der BFV will verhindern, dass ein Verein plötzlich mit der halben Bezirksliga-Mannschaft in der A- oder B-Klasse auftaucht, etwa weil die erste Elf spielfrei ist oder die zweite noch um den Aufstieg oder gegen den Abstieg kämpft. Doch auf die Fallen und Spitzfindigkeiten im „34er“ fielen immer wieder auch Mannschaften herein, die gar keine bösen Absichten hatten – was ärgerliche Spielwertungen zur Folge hatte. Die dünner werdende Spielerdecke bei vielen Vereinen machte eine Reform noch dringlicher.

Jetzt stellte Verbands-Spielleiter Josef Janker (Cham) den oberbayerischen Vereinen die Pläne vor, die auf dem Verbandstag am 9. Mai 2026 aber erst noch abgesegnet werden müssen. In Kraft treten sollen sie zur neuen Saison 2026/27.

Doch ganz so einfach wie geplant ist die Neufassung nicht geworden. Grundsätzlich gilt: Wer in der ersten Mannschaft gespielt hat, egal ob von Beginn an oder erst in der 90. Minute, muss danach ein Spiel der zweiten Mannschaft aussetzen. Das heißt: Wenn die zweite Elf, wie bei immer mehr Vereinen, unmittelbar nach der ersten spielt, hat der Trainer in der folgenden Woche die freie Auswahl.

Aber das war zahlreichen Vereinsvertretern, die in zwei Workshops an der Neuregelung mitarbeiteten, nicht genug Lockerung. Daher stehen im Entwurf des neuen Paragrafen mehrere, nach Ligen gestaffelte Ausnahmen, die den Klubs das (Über-)Leben leichter machen sollen – aber auch mehr Mitdenken erfordern.

Alle Vereine, auch die Bayern-, Landes- und Bezirksligisten, dürfen einen U23-Spieler, der in der ersten Mannschaft gespielt hat, danach auch in der zweiten Mannschaft einsetzen. Das soll der Nachwuchsförderung dienen, damit junge Fußballer, die an die erste Elf herangeführt werden, trotzdem genug Spielpraxis bekommen. Zwei Ersatzspieler, die erst nach der Pause eingewechselt wurden, dürfen ebenfalls in der „Zweiten“ spielen, unabhängig vom Alter.

Spielt die erste Mannschaft eines Vereins maximal in der Kreisliga, darf sie zusätzlich, quasi als „Joker“, einen weiteren Spieler sofort in der zweiten, unterklassigen Elf einsetzen. Damit will der BFV unter anderem verhindern, dass eine „Zweite“ plötzlich ohne Torwart dasteht, wenn der Ersatz-Keeper in der „Ersten“ einspringen muss.

Spielt die zweite oder dritte Mannschaft eines Kreisliga-, Kreisklassen- oder A-Klassen-Vereins in der B- oder C-Klasse, bekommt diese noch mehr Spielraum. Dann kann sie dort neben dem U23-Spieler und dem „Joker“ weitere vier Spieler einsetzen, die im vorangegangenen Spiel der höheren Mannschaft erst nach der Pause eingewechselt wurden. Wo die A-Klasse schon die unterste Liga ist, wie im benachbarten Niederbayern, gilt diese Regelung auch dort.

Die 15-Tage-Frist fällt ebenso weg wie eine spezielle Winterpausen-Regelung. Zum Saisonbeginn wird alles auf null gestellt. Die Sonderregelung zum Saisonende bleibt, um eine Wettbewerbsverzerrung in der Relegation zu verhindern. Und: Die Einsatzregeln beziehen sich immer auf die nächsthöhere Mannschaft. Für die dritte Mannschaft in der C-Klasse ist also künftig ohne Belang, dass die „Erste“ in der Bezirksliga spielt.

Bis zur Abstimmung werden die Funktionäre noch viel Aufklärungsarbeit leisten und Fragen beantworten müssen. Die Fragen in der Videokonferenz wollten kaum ein Ende nehmen. Kleine Änderungen seien möglich, sagte Janker. „Die Verlierer sind die Vereine mit nur einer Mannschaft, die in der B- oder C-Klasse spielen“, sagte ein Teilnehmer. Sie hätten es damit schwerer, sich im Vergleich mit den zweiten Mannschaften durchzusetzen. Der größte Wunsch der Vereinsvertreter wäre eine automatische Warnung im Online-Spielbericht, wenn sie einen Spieler gegen die Vorschriften auflaufen lassen wollen. Aber dass das gelingt, wollte das BFV-Spielausschuss-Mitglied Patrick Garbe wegen des hohen Programmieraufwands vorerst nicht versprechen. ah

Artikel 1 von 11