Verstörende Grenzgänge

von Redaktion

Hervorragend (((((

Es ist seine persönlichste Aufnahme. An den Stücken dieser Doppel-CD liegt das, die – oft weil sie Transkriptionen anderer Werke sind – zur Reflexion aus der Distanz einladen. Aber es liegt auch daran, wie Igor Levit diese Grenzgänge deutet. Da ist die Wut, die Liszts Meyerbeer-Bearbeitung „Ad nos, ad salutarem undam“ bis in den Wahnwitz treibt. Da ist die Verwandlungsmusik aus Wagners „Parsifal“, die in der Liszt-Fassung bei Levit zum Kreisen um eine auskomponierte Leere wird. Da ist Brahms’ Version einer Bach-Chaconne, die in ihren Nuancierungen, in ihrer Agogik, in ihren sich überlagernden Schichten so ausgekostet wird, dass man nicht glaubt, hier sei alles nur für die linke Hand geschrieben. Und da sind die „Geistervariationen“, Schumanns letztes Opus vor der Einlieferung in die Nervenheilanstalt – bei Levit eine in ihrer Logik verstörende Mischung aus Hoffnung und Nihilismus. „A Mensch“ von Frederic Rzewski und „Peace Piece“ von Bill Evans beenden jeweils eine CD. Wer all das so spielt, so reif, reflektiert und Probleme technischer Bewältigung weit hinter sich lassend, der braucht keine Worte mehr.  th

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