Himmel statt Stuckdecke, wetterfeste Stühle statt Plüschsofas – in Zeiten von Corona spielt sich Kabarett in anderen als den gewohnten Kulissen ab. Statt im Münchner Lustspielhaus treten die Künstler nun im Innenhof des Deutschen Museums auf (siehe oben), Eulenspiegel Flying Circus ist auf der Insel gelandet. Dass es luftig ist in diesem weiten und für die Lage mitten in der Stadt erstaunlich ruhigen Rund, passt gut zu dem, was hier gespielt wird.
Alfred Dorfer ließ am Freitag- und Samstagabend die Gedanken hoch fliegen – mit einer leicht gekürzten Version seines Programms „Und“. Ein bevorstehender Umzug ist (noch immer) der dramaturgische Rahmen, in der fast leer geräumten Wohnung wird sortiert nach brauchbar und unbrauchbar, werden neue und alte (Erfahrungs-)Schätze gegen das Licht gehalten. Mit viel Wiener Charme und nicht wenig Schärfe macht sich Dorfer über die Formeln der Businessmen (und -women) her, die „Lööönch“-Rituale, die Anglizismen, überhaupt die Sprechblasen der modernen Gesellschaft, das wissenschaftsgläubige „Es gibt da eine neue Studie…“
Dann wieder lässt der 58-Jährige sein Leben Revue passieren, verpasste Lieben, Beziehungs- und Erziehungsalltag, Erwartungen von Kritikern und Auftraggebern. Der Kabarettist kennt das Inventar menschlicher Ausdrucks- und Verhaltensweisen in- und auswendig, liefert präzise, urkomische (Kurz-)Parodien, kommt vom Detail wieder aufs große Ganze, mischt (Lebens-)Weisheiten mit Sprüchen wie „Im Wald kann man nicht danebenbrunzen“. Was Preziose ist und was Gerümpel – das zu entscheiden überlässt Alfred Dorfer lächelnd seinem Publikum. RUDOLF OGIERMANN
Informationen
zum weiteren Programm unter
eulenspiegel-concerts.de.