Ein Fest!

von Redaktion

Dem BR glückt eine lebensbejahende Verleihung des Bayerischen Filmpreises

VON KATJA KRAFT

Fast hätte sie in diesen Zeiten vergessen, dass sie Schauspielerin ist. Doch gestern Abend wurde Martina Gedeck, eine der Größten, die wir haben, aufs Schönste daran erinnert. Ministerpräsident Markus Söder höchstpersönlich überreichte der 59-jährigen gebürtigen Bayerin – ein Münchner Kindl ist sie – den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises.

Ihre Rede war der charmante wie anrührende Abschluss einer lustigen, lebensbejahenden und aufs Kino so richtig Laune machenden Verleihung, wie man sie selten erlebt. Statt aus dem Prinzregententheater meldete sich Moderator Christoph Süß aus „dem heimeligen Studio in Unterföhring“ – und hatte allerlei Überraschungen parat. So liebevoll ausgedacht und mit so viel Herzblut bereitet, dass man sich wünscht, diese Kreativität möge auch nach der unsäglichen Corona-Pandemie anhalten. Man hat ja in den vergangenen Jahren schon etwas zähe, um Originalität krampfhaft bemühte Galas über sich ergehen lassen. Nichts davon bei diesem Mal.

Da kam trotz Einhaltung aller Abstandsregeln Gemeinschaftsgefühl auf. Nicht nur durch den eingespielten Applaus aus den Vorjahren. Frei nach Süß’ Motto: „Klatsch in der Zeit, dann hast du in der Not.“

Statt einfach die jeweiligen Preisträger zu verkünden und per Zoom zuzuschalten, machten Süß und das BR-Team aus der Lockdown-Not eine Tugend – und nahmen das Publikum lieber mit der Kamera mit zu dem Moment, an dem die Ausgezeichneten von ihrem Glück erfuhren, bald einen Preis überreicht zu bekommen. Besonders gelungen: die Ehrung für Lena Urzendowsky und Leonie Krippendorff. Die 21-jährige Urzendowsky, die in „Kokon“ die Hauptrolle spielt, sollte ihre Regisseurin, Krippendorff nämlich, in Berlin mit der Übergabe des Nachwuchsregiepreises überraschen. Was sie nicht wusste: Krippendorff war mit der gleichen Mission zu dem Treffen geschickt worden – sie sollte Urzendowsky mit dem Nachwuchsdarstellerinnen-Preis beglücken. Zauberhaft, wie die beiden völlig verdutzt und ehrlich erfreut einander gegenüberstanden.

Doch auch die alten Hasen aus dem Filmgeschäft ließen sich auf falsche Fährten locken: Michael „Bully“ Herbig, Marcus H. Rosenmüller und Ulrich Limmer hatten eigenen Angaben zufolge keinen blassen Schimmer, dass sie Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach zu einer Zoom-Konferenz zusammengerufen hatte, um ihnen zu verkünden, dass sie den Drehbuchpreis für „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ erhalten. Die verblüfften Gesichter und das herzliche Lachen der drei können tatsächlich nicht gespielt gewesen sein.

Bei der offiziellen Verleihung nun im BR-Studio mussten sie indes etwas mit den Tränen kämpfen – als noch eine Überraschung wartete. Die Töchter vom „Boandlkramer“-Regisseur Joseph Vilsmaier (1939-2020) überreichten die Trophäen. „Filmzeit ist Lebenszeit. Das war Papas Motto. Durch euer wunderbares Drehbuch habt ihr die Zeit der Arbeit an seinem letzten Film kostbar gemacht“, betonten die drei und bedankten sich voller Herzenswärme.

Dass Kino bedeutet, das Träumen nie zu verlernen, bewies auch Oliver Masucci bei seiner Dankesrede, der den Darsteller-Preis für seine überragenden Auftritte in „Enfant Terrible“ und „Schachnovelle“ in seiner Berliner Stammkneipe entgegennahm: „Irgendwann stehst du da und willst nach dem Bayerischen Filmpreis den Oscar in der Hand halten. Warum denn nicht?“, sagt’s und grinst. Hollywoodreif war dieser Abend in jedem Fall.

Die Verleihung

ist in der BR-Mediathek abrufbar und wird am 2. Mai ab 11.20 Uhr bei 3sat noch einmal gezeigt.

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