Einmal wollte er noch auf der Bühne stehen. In einem kleinen, intimen Haus. Und das am liebsten in Garmisch-Partenkirchen. Dem Ort, der ihm zur zweiten Heimat geworden war. Hier hatte sich Pierre Brice mit seiner Frau für den Ruhestand eingerichtet. In einem Haus mit ihren Drillingsschwestern und deren Männern. „Wir waren hier sehr glücklich“, sagt Hella Brice. Lange währte dieses Glück nicht, viel zu früh starb der Schauspieler, der immer noch als Winnetou die Fernsehzuschauer begeistert.
Damit endete 2015 auch Tatjana Pokornys Traum, noch einmal mit ihrem „Fünf-Sterne-Mann“, den Pierre Brice mit ihr über mehrere Jahre in Theatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz verkörpert hatte, auf der Bühne zu stehen. Zumindest vorerst. Denn auf eine etwas andere, ganz ungewöhnliche Weise erfüllt sich nun doch, was die Juniordirektorin des Kleinen Theaters in Garmisch-Partenkirchen und der französische Star vorhatten. Pierre Brice kehrt auf die Bühne zurück. Auf Betreiben seiner Witwe.
Im Nachlass ihres Mannes hatte sie die „One-Man-Show“ entdeckt. Daran hatte Pierre Brice noch zu Lebzeiten geschrieben. „Drei Szenen sind fertig“, sagt seine Frau. In einer ist er mit Karl May, in der nächsten mit ihr und in der dritten mit einer Journalistin im Gespräch. Daraus und aus zahlreichen Notizbüchern, in denen der Schauspieler seine Ideen festhielt, sollte ein abendfüllendes Programm entstehen. So die Idee.
Die musste Hella Brice allerdings nach kurzer Zeit verwerfen. Ohne den Star ließ sich das nicht realisieren. Stattdessen entschied sie, Pokorny und deren Mann Matthias Weckmann, dem Publikum einen Einblick in das Leben der Legende zu gewähren. „Pierre Brice – Mein Leben und Winnetou“ heißt das Stück, das nun am Samstag, 8. Juli, im Kleinen Theater uraufgeführt wird. Pierre Brice erscheint da mit seiner Stimme und auf Fotos auf der Bühne und führt durch sein bewegtes Leben. Seine Zeit als Botenjunge der Résistance, als Soldat im Indochina-Krieg, seine Anfänge im Filmgeschäft und seine Erfolgsjahre als der legendäre Häuptling der Apachen.
Acht Schauspieler – darunter Pokorny und ihre Töchter (Lilian, der Älteren sang Pierr Brice noch im Kinderwagen vor) – erwecken die ausgewählten Szenen zum Leben. „Und gewähren auch private Einblicke“, verspricht Pokorny, die zudem Regie führt. „Sehr berührend“ nennt sie das, was ihr Mann Matthias Weckmann zu Papier gebracht hat. „Ich habe beim Lesen geweint.“ Das liegt sicher auch an der engen Verbindung zwischen ihr und dem Ehepaar Brice. 1999 verkörperte sie unter der Regie von Pierre Brice die Hiladini, die weibliche Hauptrolle bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg. Daraus entstand eine tiefe Freundschaft. „Herzensmenschen“ sind Hella und Pierre Brice für Pokorny. Für die Witwe des Schauspielers ist diese „fast wie eine Tochter“.
Deshalb war es für sie auch von Anfang an klar, dass sie das Projekt nur mit dem Ensemble des Kleinen Theaters realisieren will. „Ich hätte es nicht in fremde Hände gegeben“, betont Hella Brice, die in dem Stück ebenfalls zu hören ist. „Hier passt alles, ich vertraue Tatjana und Matthias zu 100 Prozent.“
Was dieser zu Papier gebracht hat, hat auch sie gelesen. Und es hat sie berührt. Von den Proben, die schon laufen, hält sie sich fern. „Ich lasse mich überraschen.“ Entscheidend für sie ist, dass sie den Wunsch ihres Mannes, ihrer großen Liebe erfüllt. Pierre Brice kommt noch einmal auf die Bühne und gibt seine Werte von Ehre, Freundschaft, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung weiter.
Karten
gibt es bei Münchenticket und unter Telefon 08821/730 19 95. Weitere Informationen online unter www.kleinestheater.de.