Sehnsucht und Besessenheit

von Redaktion

Stadt München verleiht den Tukan-Preis an Thomas Willmann für „Der eiserne Marquis“

Die Liste ist lang und enthält viele große Namen – Christa Reinig, Tankred Dorst, Herbert Rosendorfer, Carl Amery, Maxim Biller, Friedrich Ani, Dagmar Leupold, um nur einige zu nennen. In diesem Jahr geht der renommierte Tukan-Preis der Landeshauptstadt München an einen Autor, der seit vielen Jahren auch für unsere Zeitung schreibt – Thomas Willmann. Gestern Abend nahm der 54-Jährige im Münchner Literaturhaus aus der Hand von Kulturreferent Anton Biebl die mit 8000 Euro dotierte Auszeichnung für seinen heuer erschienenen Roman „Der eiserne Marquis“ entgegen. Die Laudatio hielt Matthias Bieber, Redakteur unserer Zeitung.

Das Werk spielt Mitte des 18. Jahrhunderts und handelt von einem jungen Wiener, der eine Uhrmacherlehre beginnt, sich in eine junge Adelige verliebt, dann aber aus seiner Heimatstadt fliehen muss, in den Krieg zieht und schließlich in Paris landet, wo er sich in die Dienste des titelgebenden Marquis begibt. Das Buch sei nicht einfach nur ein Roman, sondern „ein Monolith, ein buchstäbliches Lebenswerk über die menschliche Sehnsucht und ihre düstere Kehrseite, die Besessenheit“, so die Tukan-Jury: „Allen Marktkonventionen zum Trotz wagt Thomas Willmann etwas geradezu Unerhörtes – die gesamte Geistesgeschichte der Aufklärung mit literarischen Mitteln in eine flimmernde Schwebe zu heben.“

Schon bei seinem Erscheinen hatte der Kritiker unserer Zeitung dem Autor eine „immense Vorarbeit“ bescheinigt. „Ein riesiges, schier unerschöpfliches Panoptikum“ breite sich vor dem Leser aus, „ein Epos zwischen vielen Stühlen, zwischen dunklem Schelmen- und Entwicklungsroman, ,Frankenstein‘, ,Der Medicus‘ und E. T. A. Hoffmann, eine Geschichte, die in Sepiafarben vor dem inneren Auge vorbeizieht“. Der diesjährige Preisträger liefere „immer Essenz“, so Laudator Bieber, „ein Kessel Buntes in allen Geschmacksrichtungen“. Seine Sprache sei nie manieriert, „sondern bei aller Altertümlichkeit bildreich, berückend, aber auch klar und notwendig, um die Stimmung einzufangen“.

„Der eiserne Marquis“ ist nicht die erste Buchveröffentlichung des gebürtigen Münchners Willmann. Im Jahr 2010 erschien „Das finstere Tal“, ein „Alpenkrimi“, der zum Bestseller wurde und 2014 von Andreas Prohaska fürs Kino verfilmt wurde, unter anderem mit Tobias Moretti, Sam Riley und Paula Beer. RUDOLF OGIERMANN

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