Johann Sebastian für alle

von Redaktion

Schon rund 200 Veranstaltungen beim Neuen Münchner Bach-Fest

Hansjörg Albrecht, einer der Initiatoren. © Vanessa Daly

„Was wäre, wenn Johann Sebastian Bach katholisch gewesen wäre?“ Das Gedankenspiel von Hansjörg Albrecht, Dirigent, Cembalist und Organist, ist tatsächlich interessant. Auch die bayerische Landeshauptstadt hat ihren Teil zur Bach-Renaissance beigetragen. So erinnert Albrecht unter anderem an eine berühmte Aufführung der „Matthäuspassion“ unter dem Hofkapellmeister Franz Lachner (1803-1890) oder an den bis heute verehrten Bach-Guru Karl Richter.(1926-1981) Und so lädt man nun auch in München vom 31. Oktober bis 30. November zum Neuen Bach-Fest unter dem Motto „Wege zu Bach in Bayern“.

Initiatorinnen des Projekts sind neben Hansjörg Albrecht die Kulturmanagerin Anna Kleeblatt und Gasteig-Geschäftsführerin Stephanie Jenke, die an Formate wie das „Faust-Festival“ und „Flower Power“ anknüpfen wollen. Neben dem Festivalzentrum im HP8 wird vor allem das Café Luitpold eine weitere wichtige Anlaufstelle sein. Im Festival-Café gibt es neben Lesungen und Vorträgen einen Monat lang zweimal täglich Klaviermusik des Meisters zu hören. Mitgestaltet von den Studierenden der Musikhochschule, die sich unter anderem „Das wohltemperierte Klavier“ vornehmen.

Denn in einem Punkt ist sich das organisatorische Dreigestirn einig: Die Musik Bachs soll nicht allein in klassischen Konzertsälen stattfinden, sondern auch in die Stadt hinein zu den Menschen getragen werden. So gibt es unter dem Motto „Bach by Bike“ etwa eine Fahrradtour quer durch München sowie zahlreiche Aktionen mit freiem Eintritt. „Ein Festival für alle und mit allen“ soll es werden, das Anna Kleeblatt bei der Präsentation als „Work in Progress“ bezeichnet. Auch wenn die Homepage bereits rund 200 Termine von mehr als 70 künstlerischen Kollektiven listet, sieht sie noch viel Platz und freut sich weiter über Bewerbungen. „Es geht darum, Bach zugänglich zu machen. Dafür gibt es die unterschiedlichsten kreativen Ansätze, die uns so teilweise nie in den Sinn gekommen wären. Aber alle, die hier mitmachen wollen, sollen eine Chance bekommen.“

Der partizipative Gedanke steht auch für Stephanie Jenke im Fokus. „Ein weiterer Punkt ist für mich auch die Vernetzung zwischen den Münchner Kulturinstitutionen. Das hat schon bei den vergangenen Festivals wunderbar funktioniert. Und ich freue mich, wenn wir das nun weiter vorantreiben.“ Das beginnt bei kleinen Ausstellungen oder Kammermusik und geht bis zu renommierten Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, das mit dem Windsbacher Knabenchor das Eröffnungskonzert bestreitet (Näheres unter www.bachfest.info).
TOBIAS HELL

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