„Das geht schon wieder weg“: Auch ein kleiner Hustenanfall brachte Diana Damrau nicht aus der Ruhe. © Miquel Gonzalez
Ja, das war durchaus eine Schrecksekunde, wie man sie weder als Sängerin noch als Zuhörer gern erleben will. Als Diana Damrau bei ihrem Festspiel-Liederabend mittendrin urplötzlich von einem kleinen Hustenanfall heimgesucht wurde, ging da schon ein merkliches Raunen durchs Nationaltheater. Aber wie es die Sopranistin zum Amüsement des Publikums sofort sympathisch selbstironisch kommentierte: „Das geht schon wieder weg!“ Denn auch das ist eben Teil des Berufs und Teil des Live-Erlebnisses, das nun einmal mehr Adrenalin freisetzt als jede perfekt polierte CD.
Und ja, zum Glück schien sich Damrau tatsächlich schon in den beiden folgenden Nummern schnell wieder frei zu singen und den hinterhältigen Frosch dank sicherer Atemtechnik aus dem Hals zu vertreiben. Weshalb ihre Fangemeinde den Rest des Abends ohne zusätzlichen Nervenkitzel genießen konnte.
„Al Amor – Auf die Liebe“, so hatte die Sängerin hier ihre „Reise durch den europäischen Liederkosmos“ überschrieben. Kompositionen aus vier Nationen rund um das Thema Nummer 1. Für den Einstieg waren Robert und Clara Schumann da natürlich geradezu prädestiniert, deren Lieder Damrau bruchlos ineinander übergehen ließ. Ausgehend von der zentral platzierten „Loreley“ stets mit leichtem Trauerrand, ehe das von Robert als Hochzeitsgeschenk verfasste „Du meine Seele, du mein Herz“ den ersten Block versöhnlich beendete.
Leicht enttäuschend dagegen die hieran anschließenden Lieder von Puccini, Respighi, Rossini und Co., die Diana Damrau teils mit großer italienischer Operngeste zu gestalten versuchte, während ihr Klavierbegleiter Helmut Deutsch stilistisch noch diesseits der Alpen weilte. Mehr Konsens fand sich da schon bei der virtuos verzierten spanischen Auswahl. Doch der Höhepunkt des Abends waren klar die Lieder von Debussy und Duparc, bei denen die Sopranistin schon familiär bedingt quasi zu Hause angekommen war. Sprachlich nuanciert und mit ätherisch zarten Piano-Phrasen, die den sanft melancholischen Kompositionen eine magische Aura verliehen. Einfühlsam begleitet von Helmut Deutsch, der sich hier von seiner besten Seite zeigte und im perfekten Einklang mit Damrau die Zeit zum Stillstand brachte.
Ganz in seinem Element war das Duo natürlich auch in der Bonusrunde, die mit Ohrwürmern von Schubert und Richard Strauss aufwartete. Und nachdem selbst das klar ans Staatsopern-Publikum gerichtete „Habe Dank“ aus der „Zueignung“ der euphorisierten Menge noch immer nicht genug zu sein schien, gab es als vierte Zugabe mit „Guten Abend, gute Nacht“ schließlich noch einen mehr oder weniger subtilen Wink mit dem Zaunpfahl. Aber keine Angst, der nächste Auftritt von Diana Damrau dürfte sicher nicht allzu lange auf sich warten lassen.TOBIAS HELL