Soulfood für kalte Herbsttage

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Wer bei Ina Kennel in der Küche steht, bekommt erst einmal einen Koch-Aperitif. Diesmal mit Wermuth. „Weil ich den später auch beim Kochen verwende“, sagt die 49-Jährige und legt los. Eine Kohlrabi-Lasagne mit Morcheln soll es diesmal geben. Ihr Umami-Potenzial kann es locker mit dem von Fleisch bzw. Bolognese aufnehmen. Paradiesische Zustände für den Gast – und das nicht nur wegen der Paradiesvogel-Tapete in der Küche.

„Bei uns in der Familie kochen eigentlich alle gerne“, erzählt Ina Kennel beim Gemüseschneiden. Und spätestens seit ihrem legendären Risotto-Kochen als Studentin kann sie in der Küche eigentlich nichts mehr erschrecken. Denn als Studentin für Kommunikationswissenschaften jobbte sie bei einem Catering-Unternehmen. Ihre Aufgabe: Risotto-Rühren für 200 Gäste. Sie stand vor einer riesigen Pfanne, wie man sie von Paella-Veranstaltungen in Spanien kennt, und rührte und rührte. Irgendwann ging ihr beinahe die Kraft aus, doch das Krustentier-Risotto brannt nicht an und begeisterte die Gäste.

Während Ina Kennel im Alltag eher intuitiv kocht – „ich schaue, was ich zu Hause habe und lege dann los“, plant sie akribisch ihr Menü und die Tischdekoration, wenn sie Gäste erwartet. „Da kommt das Sternzeichen Jungfrau durch“, sagt sie mit einem Grinsen. Zu einem perfekten Dinner gehören bei Ina Kennel deshalb nicht nur tolle Gerichte, sondern auch die passende Tischdekoration.

Beim Lasagne-Essen für Gäste sind so beispielsweise dekorative Nudeln über den Tisch verteilt. Eine ausgefallene Deko, die zudem nicht teuer ist. „Die Nudeln kann man nach dem Essen einsammeln und bei Bedarf weiter verarbeiten.“ Witzige Idee zum Nachmachen: Die Lasagneblätter dienen als Platzkarten.

Ina Kennel überlässt in der Küche nichts dem Zufall. Sie strebt nach Perfektion. Eine Teilnahme bei der legendären Kochshow „Das perfekte Dinner“ war daher „irgendwie naheliegend“. Bei der TV-Show kommen pro Woche fünf Hobbyköche zusammen. Jeden Abend versucht ein Kandidat, mit seinem Menü zu überzeugen.

Selbst für eine so versierte Hobbyköchin wie Ina Kennel war die Teilnahme „eine Herausforderung“, wie sie es nennt. Sie habe für ihren Abend „alles bis ins kleinste Detail geplant“, selbst wann sie den Gästen welchen Wein anbieten wollte, stand in ihrem Ablaufplan. „Sonst hätte ich die Getränke vor lauter Aufregung wahrscheinlich vergessen.“ Ina Kennel hatte einfach „Lust, neue Leute kennenzulernen“, erklärt sie ihre Motivation, bei der Sendung mitzumachen.

Am Ende des Tages war die ambitionierte Hobbyköchin „erschöpft wie nie“. Doch die Mühe hat sich gelohnt: Ina Kennel erkochte mit ihrem dreigängigen Kaffeemenü nicht nur 38 von 40 möglichen Punkten und wurde damit Wochensiegerin, sie lernte auch „spannende neue Leute kennen“. Die Leidenschaft fürs gute Essen verbindet die fünf Münchner, da war es egal, dass sie die älteste Teilnehmerin in der Runde war. „Wir treffen uns heute noch“, erzählt sie.

Die Ausstrahlung ihrer Dinner-Woche liegt schon über eineinhalb Jahre zurück. Zum Einjährigen lud die Wochensiegerin ihre Mitstreiter an den Tegernsee ein, wo sie viel Zeit verbringt. „Das war ein schönes Wiedersehen.“ Kulinarische Erlebnisse inklusive. Das versteht sich für Ina Kennel von selbst. Ob sie noch einmal beim perfekten Dinner teilnehmen würde?

„Na klar, es war ein einmaliges Erlebnis.“

Artikel 7 von 7