München – Schmerzen in den Füßen können zu Problemen im ganzen Körper führen. Wer beispielsweise krumm geht, der verändert seine Körperstatik. Dies kann Rückenbeschwerden verursachen. Fußspezialist Dr. Florian Dreyer, Chef der Fuß- und Sprunggelenkchirurgie am Artemed Klinikum München Süd, erklärt, wie man den Auslöser für Fußschmerzen findet und sie kuriert.
Hallux valgus (Ballenzeh)
Die Schmerzen: Das Tückische am Hallux valgus, dem Ballenzeh, ist, dass diese Fehlstellung oft am Anfang nicht schmerzt, sagt Dr. Florian Dreyer. Allerdings ist die Haut am Gelenk des großen Zehs, der sich immer mehr zu den anderen Zehen neigt, gerötet und geschwollen. Wegen dieser Schwellung passen die Schuhe auch immer schlechter und drücken
Die Diagnose: Beim sogenannten Hallux valgus kippt der große Zeh gegen die anderen Zehen. Diese schmerzhafte Verformung des ersten Mittelfußknochens betrifft meist Frauen. Sie kann erblich sein. Das Risiko erhöht, wer bei genetischer Veranlagung und einem schwachen Bindegewebe die falschen Schuhe trägt.
Die Therapiemöglichkeiten: Um die Gefahr für Hallux valgus zu verringern, rät Dr. Florian Dreyer, für Ausgleich zu sorgen und hohe Schuhe unbedingt mit flachen abzuwechseln. Bei einem beginnenden Hallux valgus können gezielte Übungen und Fußgymnastik dem weiteren Verrutschen des Zehs und der Sehne vorbeugen. Wenn die Verformung weit fortgeschritten ist und ständig für Schmerzen sorgt, dann ist ein chirurgischer Eingriff eine gute Möglichkeit, sie dauerhaft zu korrigieren.
Hallux rigidus (Arthrose im Großzeh)
Die Schmerzen: Hallus rigidus, übersetzt steife Großzehe, führt vor allem bei Belastungen zu Schmerzen. Bei diesen schwillt das Gelenk oft auch an. Ursache ist der Verschleiß des Großzehengelenks – auch Arthrose genannt. Anfangs bemerken die Betroffenen, dass ihr Fuß beim Abrollen schmerzt und in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist. Mit der Zeit nimmt diese Einschränkung immer weiter zu.
Die Diagnose: Um festzustellen, ob eine Arthrose im Großzehengrundgelenk zu den Schmerzen führt und der Gelenkspalt verkleinert ist, werden unter anderem Röntgenaufnahmen gemacht.
Die Therapiemöglichkeiten: Die Schmerzen können mit Medikamenten behandelt werden. Zudem sollte man das Schuhwerk anpassen – es gibt sogar passende Einlagen mit sogenannten Rigidus-Federn, die das Abrollen erleichtern, erklärt Dr. Florian Dreyer. Gezielte Übungen für den großen Zeh senken die Verspannungen rund um das Gelenk. Helfen all diese konservativen Maßnahmen nicht weiter, komme eine operative Versteifung des Gelenks in Betracht, erklärt Dr. Dreyer. Nach Möglichkeit sollten aber Eingriffe vorgezogen werden, die die Beweglichkeit des Gelenks erhalten.
Hammer- und Krallenzehen
Die Schmerzen: Die Zehen krümmen sich, werden weitgehend unbeweglich und bekommen schmerzhafte Schwielen und Druckstellen.
Die Diagnose: Bei der Hammer- und auch der Krallenzehe ist das Grundgelenk der krummen Zehe permanent überstreckt. Ursachen können ein instabiler Vorfuß oder auch eine neurologische Erkrankung sein, erklärt Dr. Florian Dreyer. Zum Beispiel, dass die Achillessehne eine Schwäche oder gar einen chronischen Riss hat, und der Fuß versucht, sich durch krallende Zehen mehr Halt zu verschaffen. Oder, dass durch einen Bandscheibenvorfall der Fußheber beeinträchtigt wird. Dann könne es passieren, dass die Fußhebung aus den Zehen kompensiert wird und man Krallenzehen entwickelt, erklärt Dr. Dreyer.
Die Therapiemöglichkeiten: „Wenn es noch möglich ist, den Zeh zu bewegen und gezielt anzusteuern, dann sollte man dies trainieren, um die Krümmung aufzulockern“, rät Dr. Dreyer. Wenn der krumme Zeh zu starken Schmerzen führt, kann man ihn per minimalinvasiver Operation wieder strecken.
Knick-Senkfuß (Plattfuß)
Die Schmerzen: Betroffene entwickeln eine Art Entengang, da das Fußgewölbe nicht mehr vorhanden ist und die Füße so beim Gehen nach innen fallen. Häufig schmerzen dann die Fußsohle und die Wadenmuskulatur. Zudem steht auch die verkürzte Wadenmuskulatur stark unter Spannung.
Die Diagnose: Beim Knick-Senkfuß richtet sich das Fußlängsgewölbe nicht mehr richtig auf, erklärt Dr. Florian Dreyer. „Gleichzeitig drängt die Ferse ins X, also nach außen“, erklärt er weiter. Und stellt klar: „Ein Plattfuß ist oftmals angeboren, Kinder haben häufig einen und mit der Zeit entwickelt sich dann das Fußgewölbe.“
Auslöser können aber auch Risse von Bändern oder Sehnen im Innenbereich sein, sagt Dr. Florian Dreyer. Dies ist vor allem bei Erwachsenen der Fall. „Hier muss man tatsächlich aufpassen, denn wenn man solche Schädigungen am Bandapparat übersieht, schädigt das den Fuß zunehmend. Da kann dann im Verlauf eine Arthrose im unteren oder auch oberen Sprunggelenk entstehen“, warnt Dr. Dreyer.
Die Therapiemöglichkeiten: Gibt es eine Schädigung von Bändern, sollte man diese operativ stabilisieren, damit die Fehlstellung nicht zu einer Arthrose führt, rät der Fußexperte. Generell sei eine Stabilisierung des Innengewölbes ratsam – durch Übungen, einen orthopädischen Maßschuh und Barfußlaufen.
Tarsaltunnelsyndrom (Nervenengpass):
Die Schmerzen: Brennender oder kribbelnder Schmerz vor allem beim Gehen.
Die Diagnose: Der Tarsaltunnel ist die Stelle, an der Nerven und Gefäße hinter dem Innenknöchel in die Fußsohle laufen. Beim Tarsaltunnelsyndrom ist der Schienbeinnerv gequetscht.
Die Therapiemöglichkeiten: Es gibt verschiedenen Möglichkeiten der konservativen Therapie, etwa Schmerz- und entzündungshemmende Maßnahmen, physikalische Therapie und auch Sprunggelenksbandagen oder Einlagen. Bleiben diese Maßnahmen erfolglos und wird eine klare mechanische Ursache nachgewiesen, kann man diese auch operativ reduzieren.
Fersensporn Plantarfasziitis
Die Schmerzen: Bei jedem Schritt brennt es unter der Fußsohle wie Feuer. Die Schmerzen an der Ferse werden bei Druck oder Belastung schlimmer.
Die Diagnose: „Der Begriff Fersensporn ist irreführend, weil es sich meist nicht um einen knöchernen Sporn an der Fußunterseite handelt, sondern um eine Reizung am Fersenbein an der Stelle, an der die sogenannte Plantarfaszie ihren Ursprung hat.
Die Therapiemöglichkeiten: Für die Schmerzen durch eine Plantarfasziitis sind oft die Spannungen im Gewebe der Fußsohle verantwortlich. Ursache sind oft einseitige oder unregelmäßige Belastung der Füße. Dadurch verkürzen und verdicken sich Sehnen – sodass dann ein zu großer Zug in der Plantarfaszie besteht. Bei der Therapie geht es meist zunächst darum, diesen Zug zu lockern, zum Beispiel durch Dehnübungen.
Morton Neurom (Mittelfußschmerz):
Die Schmerzen: Beim Morton Neurom handelt es sich um eine schmerzhafte Überbelastung im Mittelfuß häufig zwischen der 3. und 4. Zehe.
Die Diagnose: Ein Neurom im Fuß ist ein gutartiger Knoten, eine Verdickung der Mittelfußnerven, die nach einiger Zeit vernarbt.
Die Therapiemöglichkeiten: Ein Neurom kann chirurgisch entfernt werden. Da sich das Morton Neurom sich nach einiger Zeit von allein zurückbilden kann, wenn der Druck auf die Nerven beispielsweise durch Einlagen verringert wird, empfiehlt sich, vor einer OP konservativ zu behandeln. Hier kommen unter anderem auch Physiotherapie und Schmerzmittel zum Einsatz.
Weitere Ursachen für Fußschmerzen:
Schleimbeutelentzündung: Bei dauerhafter Überlastung können sich auch Schleimbeutel im Fuß entzünden. Eine Reduktion der muskulär-faszialen Spannungen kann allerdings dafür sorgen, dass die Entzündung der Schleimbeutel wieder abklingt.
Schmerzen im Fußgelenk: Die Schmerzen: „Hier gibt es vieles, das man beachten sollte, es kann ja auch ein Fußschmerz sein, der ganz andere Ursachen hat als in den Füßen“, sagt Fußchirurg Dr. Florian Dreyer. Wenn sich die Schmerzen das Bein herunterziehen und gleich bleiben bei Belastung oder Ruhe, dann deute dies auf ein Problem in der Wirbelsäule hin, erklärt der Experte. Wenn die Schmerzen dagegen weniger werden, wenn man zum Beispiel stehen bleibt, deute dies auf ein Problem bei der Durchblutung hin. Wenn dagegen die Schmerzen vor allem unter Belastung zunehmen und punktuell sind, dann stehe tatsächlich ein orthopädisches Problem im Raum. Wichtig ist in allen Fällen eine sorgfältige Diagnose, betont Dr. Dreyer.