Mehr Geld fürs Deutsche Museum

Pleiten, Pech und Pannen – die Sanierung des Deutschen Museums ist eine unendliche Geschichte. Freistaat und Bund machen nun weitere 300 Millionen Euro locker, um das Mammut-Projekt stemmen zu können. Die Kosten für die Modernisierung steigen auf 750 Millionen Euro.
Die SMS kam um 1.44 Uhr. Alois Rainer, niederbayerischer CSU-Politiker, übermittelte am frühen Freitagmorgen die gute Nachricht aus Berlin: Der Haushaltsausschuss des Bundestages bewilligte noch einmal 150 Millionen Euro für die Sanierung des Deutschen Museums. „Danach hab ich sehr gut weitergeschlafen“, berichtet der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU). Der Freistaat selbst möchte ebenfalls 150 Millionen Euro drauflegen. Für ein Projekt, dessen Kosten nach einer beispiellosen Pannenserie völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Nun aber ist Sibler erleichtert: „Ich gehe davon aus, dass wir alle Bereiche des klassischen Museums mit dieser Summe abschließen können.“
Viele Gespräche auf Bundesebene seien notwendig gewesen, um die Finanzierung möglich zu machen. Aber irgendwo sei die Sanierung des Deutschen Museums ja auch „eine nationale Aufgabe“, sagt Sibler. Von einem „Meilenstein für unser Jahrhundertprojekt“ spricht am Freitag der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang Heckl. Die Komplett-Einweihung des generalsanierten Komplexes soll 2025 erfolgen. Der Umbau läuft seit 2015.
In diesem Jahr war klar geworden, dass die ursprünglich zugesagten Mittel in Höhe von 445 Millionen Euro nicht ausreichen würden. Preissteigerungen im Baugewerbe, Mängel in der Bausubstanz und Schwierigkeiten mit dem denkmalgeschützten Bestand hatten zu einer Kostenexplosion geführt. Hinzu kam im Frühjahr die Insolvenz des beauftragten Architekturbüros. Die Fertigstellung des ersten Abschnitts, eigentlich schon für diesen Oktober geplant, musste auf Juli 2021 terminiert werden. Für den zweiten Teil des Gebäudes hätte so gut wie kein Geld mehr zur Verfügung gestanden.
Daraufhin hagelte es Kritik am Bauherrn, dem Deutschen Museum selbst. Der externe Controller Ernst Young Real Estate (EYRE) sprach von Stückwerk. „Eine frühzeitige Steuerung und Kontrolle der Planer durch den Bauherrn hätten die Mehrkosten auf ein niedrigeres Niveau reduzieren können“, heißt es in dem Bericht. Auch als sich die negativen Signale des beauftragten Architekturbüros häuften und 2017 eine neue Kostenschätzung vorlag, habe kein Strategiewechsel stattgefunden. Die Controller werteten dies als Versäumnis des Deutschen Museums.
Baufällig ist vieles. Zum Beispiel wird die Klimatisierung der Räume seit 1925 durch Öffnen oder Schließen der Fenster geregelt. Für empfindliche Ausstellungsstücke wie historische Instrumente ist das höchst schädlich. Die Konsequenz: Ein aufwendiges Belüftungssystem muss komplett neu installiert werden. Zudem ist die Bausubstanz marode. Um weiter schwergewichtige Exponate wie das Segelschiff „Maria“ zeigen zu können, braucht es eine robuste Statik.
Das Deutsche Museum wurde 1903 gegründet und ist eines der traditionsreichsten und mit 66 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche größten Wissenschafts- und Technikmuseen der Welt. 1,5 Millionen Besucher kommen pro Jahr. Das Museum wird vom Freistaat Bayern, vom Bund und den Ländern gemeinschaftlich gefördert.
Die Grünen kritisierten Minister Siblers Zusage. Damit werde der Landtag, der über die Förderung noch entscheiden müsse, unnötig in Zugzwang gebracht, erklärt die Haushaltspolitikerin Claudia Köhler. Es sei unklar, ob mit dem frischen Geld bereits begonnene oder neue Baumaßnahmen finanziert werden sollten. Auch sei eine frühere Aussage des Wissenschaftsministers zur Deckelung der Gesamtkosten der Sanierung auf 600 Millionen Euro damit passé. Für die Sanierung dürfe kein zusätzliches Steuergeld bewilligt werden, meint Köhler.

