LKA-LEITER PICKERT IM INTERVIEW
Seit September ist Harald Pickert (57) Leiter des LKA. Die Krönung seiner 40-jährigen Polizei-Karriere mit Zwischenstationen als Leiter diverser Kommissariate und Dezernate (darunter das Münchner Morddezernat), als Vize-Präsident im Polizeipräsidium Oberbayern und zuletzt Inspekteur der bayerischen Polizei im Innenministerium.
Herr Pickert, worin liegt der Unterschied zwischen LKA und Landespolizei?
Die Präsidien sind für die Kriminalitätsbekämpfung in ihren Bereichen zuständig. Das LKA dagegen ist Abbild einer riesigen Sonderkommission, in der sich Polizisten mit Wissenschaftlern, Technikern und Spezialisten für Analyse und Auswertung vereinen – in Deutschland, Europa und rund um den Globus im ständigen Austausch.
Was unterscheidet den Begriff Unterwelt von der Realität?
Die Realität ist Büroalltag, geprägt von recht punktuellen Spannungsbögen. Das wollen Sie im Krimi eher nicht sehen. Die Unterwelt heute – das sind die Abgründe des Darknets. Cybercrime, ein Thema, das uns in Zukunft stark beschäftigen wird. Die organisierte Kriminalität hat längst auf digital umgestellt und ihr Erscheinungsbild verändert. Der moderne Zuhälter fährt keinen Camaro mehr und trägt keine fette Goldkette. Der sitzt heute im Designer-Anzug im neuesten SUV. Und der Dealer hat kein Festnetz mehr, dafür fünf Smartphones und drei Laptops.
Was bedeutet das für uns Bürger?
Wirtschaftsbetrüger ziehen Ahnungslosen heute deutlich effektiver online das Geld aus der Tasche. Ransomeware-Erpressungen vernichten die Daten von Konzernen, Kliniken, dem Mittelstand. Wer seine Daten retten will, zahlt im Darknet – mit einer von 4000 Kryptowährungen. Der alte Geldkoffer ist fast passé.
Welche Ereignisse haben den Beginn Ihrer Amtszeit geprägt?
Die erste Herausforderung war Corona. Schwierig mit all den Kontaktbeschränkungen und den dienstbetrieblichen Herausforderungen. Dazu das Großverfahren „Soko Nightlife“ unserer internen Ermittler. (Anm. der Red.: Das LKA ermittelt gegen 36 Polizisten, die etwa unter dem Verdacht von Drogendelikten, Verfolgung Unschuldiger, Strafvereitelung und Körperverletzung im Amt stehen.) Eine Dimension, die es bisher in Bayern nie gab. Es ist unsere Aufgabe, das Image der Polizei durch professionelle Aufklärung wieder geradezurücken. Interview: Dorita Plange