Initiator Kaya Erdinc auf dem noch grauen Steg, der über die Bahngleise führt. © Marcus Schlaf
Auch Graffitis des Künstlers Hugo Levin sollen auf dem Arnulfsteg groß vertreten sein, wenn dieser in eine Streetart-Galerie verwandelt wird und aus Grau bunt werden soll. © Instagram
Es gibt eigentlich keine Tageszeit, zu der der Arnulfsteg nicht genutzt wird. Die 240 Meter lange Brücke über die Bahngleise ist eine lebenswichtige Verbindung zwischen den Stadtteilen Schwanthalerhöhe und Neuhausen. Tag und Nacht überqueren sie Fußgänger und Radfahrer, flankiert von Sichtfenstern auf die Bahnhofslandschaft – und von grauen, glatten Wänden, auf die ganz wunderbar bunte Malereien oder Graffitis passen würden.
Das findet zumindest Kaya Erdinç. „Eigentlich sollte das Streetart-Projekt auf dem Arnulfsteg schon diesen Herbst starten. Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg hat schon 1000 Euro dafür investiert“, erzählt der Student der Sozialarbeit, „doch dann hat das Kulturreferat gemeldet, dass erst der Architekt befragt werden muss, ob sein Steg künstlerisch genutzt werden darf. Der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe wartet deshalb noch mit einer Förderung, für die eigentlich schon ein positives Signal kam. Ich denke, nächstes Frühjahr geht es los.“
Erdinç beschreibt, was ihm auf dem Steg vorschwebt. Die größeren Wandflächen an den Stegeingängen sollen demnach von renommierten Streetart-Künstlern gestaltet werden. Zum Beispiel von Hugo Levin (@Ilovedopebeats auf Instagram), Felix Waldherr, Leyla Schiemenz oder Yasin Ittlinger. Die Ersteren arbeiten stark mit Farbe, Ittlinger mit Buchstaben und Schwarz-Weiß-Formen. „Die Sitzflächen vor den Fenstern in der Mitte des Stegs möchten wir dagegen mit Spielbrettern bemalen. Die Menschen sollen hier sitzen und zum Beispiel Schach, Mühle oder Backgammon spielen können.“ Bei dieser Mal- und Spray-Aktion nach Schablonen sollen auch Bewohner aus den beiden anliegenden Stadtteilen einbezogen werden, insbesondere Rentner und Schüler.
Der Arnulfsteg an sich hat eine einladende Atmosphäre, wird auch abends von allen möglichen Anwohnern zweier Stadtteile genutzt. „Wir glauben auch, dass radikale politische Schmierereien, wie sie jetzt vereinzelt auf dem Steg zu sehen sind, durch kunstvolle Graffitis verschwinden“, sagt Erdinç, „Sprayer respektieren in der Regel Wandkunst.“ Und wenn nicht, wäre es auch nicht schlimm. Denn geht es nach dem Initiator, sollen die Motive sowieso zwei Mal im Jahr gewechselt werden. „Wichtig ist, dass Künstler zum Zug kommen, die sonst wenig Gelegenheit haben, auszustellen.“
Bis das Kulturreferat mit den Münchner Architekten vom Büro Lang Hugger Rampp final verhandelt hat, will Erdinç eine Ausstellung der vorgesehenen Künstler im Kreativquartier organisieren. „Dort soll das Haus 2, auch die Außenwand, als Ausstellungsfläche dienen. Ich denke, das klappt noch vor Weihnachten.“
Ein Termin steht in Kürze fest. Das Schöne: Es sollen dort auch Drucke verkauft werden, um allen Streetart-begeisterten Münchnern schon einmal eine dauerhafte Vorschau auf das Streetart-Projekt Arnulfsteg zu geben.ISABEL WINKLBAUER