Links im Stehausschank gibt‘s weiterhin Augustiner Bier, rechts in der neuen Sportsbar „Zum Stiftl“ Paulaner.
Schön kalt vom Eishahn: Lorenz Stiftl zapft Paulaner Bier in seiner Sportsbar. Im Hintergrund leuchten zwei von insgesamt drei 500-Liter-Fässern in einer Vitrine. © Marcus Schlaf (2)
Auf gute Nachbarschaft! Heute Nachmittag eröffnen Lorenz und Christine Stiftl ihre Sportsbar „Zum Stiftl“ am Viktualienmarkt. Direkt neben ihrem gleichnamigen Stehausschank. Der Clou: Im Altbestand wird Augustiner gezapft, in Stiftls neuem Baby, wo bis zum Sommer noch indisches Tikka Masala auf den Tisch kam, dagegen Paulaner Bier.
„Mehr als Leberkas-Semmeln und Brezn auf die Hand konnten wir drüben leider nicht anbieten“, sagt Lorenz Stiftl, als er gestern den Handwerkern beim letzten Schliff über die Schultern schaut. Denn dem Stehausschank mit der Anschrift Prälat-Zistl-Straße 12 fehlt eine Küche. Daran ändert der Bezug der Hausnummer 10 nun einiges. BBQ-Ribs im Bavarian Style (18,90 Euro), Bayerische Chickenwings (13,50 Euro) oder Hotdogs vom Käsekrainer (13,50 Euro) zum Beispiel können Gäste beider Lokale fortan aus der Sportsbar-Küche ordern.
Nur das Bier macht den Unterschied. Genauer: sein Geschmack. Denn mit 3,90 Euro bietet Stiftl die Halbe Augustiner wie Paulaner für Innenstadt-Verhältnisse zum unschlagbaren Preis an: „So ein Stehausschank trifft den Zeitgeist. Die Leute wünschen sich einen Ort, wo sie zusammenkommen, aber nicht unbedingt essen müssen. Grad in Zeiten wie diesen, in denen mehr auf den Geldbeutel geschaut wird.“
In der Sportsbar wird gestern noch im Akkord gewerkelt. Ein Maler pinselt ein Stück Decke dunkelgrün, ein anderer hängt große Bilder auf. Über zwölf Flachbildschirme flimmern Sportnachrichten. Die „Ersatzbank“ wartet auf Gäste. In Zukunft sollen hier bis zu 70 Personen Fußball, Eishockey & Co. schauen können. Stiftl tritt jetzt an den Tresen, zwei 500-Liter-Fässer leuchten dahinter in einer Vitrine. Der Wirt schnappt sich einen Willi-Becher und zapft einen Schluck Bier – aus einem in Eis gehüllten Zapfhahn. „So einen haben wir mal auf Reisen in Wales gesehen“, erzählt er. Der hier ist eine Spezialanfertigung von Paulaner: Er bringt das Bier mit einem Grad ins Glas. Tja, einen Wiesn-Wirt darf man auch mal verwöhnen. Die Stiftls geben 2026 ja ihr Debüt im Paulaner-Zelt.
In seinem Wirtshaus an der Weinstraße am Marienplatz und im Stehausschank nebenan will Stiftl der Augustiner-Brauerei trotzdem treu bleiben. „Das ist wie in einer Ehe. Wer eine ehrliche Partnerschaft führt, geht nicht fremd“, sagt er. Und wie geht’s in der Prälat-Zistl-Straße weiter? Wo nur ein paar Meter weiter auch der Giesinger Bräu einen Stehausschank betreibt. Hat er hier noch mehr Immobilien im Blick – für eine Art Stiftl-Allee? „Im Moment nicht“, sagt der 61-Jährige und lacht. Vier Wirtshäuser, drei Bars, ein Catering-Service und ein Wiesn-Zelt – das klingt ohnehin sportlich.
Mit der Sportsbar mit der Extra-Portion USA-Flair geht für die Stiftls als Amerika-Fans jetzt erstmal ein Traum in Erfüllung. Stiftls bester Freund lebt in Las Vegas, dort hat er sich wahrlich inspirieren lassen! Heimatgefühle kommen in der Sportsbar dennoch nicht zu kurz. Laut Stiftl gibt’s hier das „beste Schaschlik Münchens“ (14,90 Euro) – so wie es einst schon seine Mama daheim in Vohburg gesteckt hatte. C. SCHRAMM