Autohändler Igor L. bestreitet die Vorwürfe.
Das Münchner Autohaus verkauft Nobelkarossen wie zum Beispiel Lamborghini. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine gelten harte Sanktionen gegen das Land.
Land Rover, Mercedes und Bentleys für Putins Schickeria? Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen einen Münchner Luxusauto-Händler. Igor L. soll nach Informationen unserer Zeitung rund 50 Autos im Wert von mehr als zehn Millionen Euro illegal nach Russland verkauft haben.
„Die Staatsanwaltschaft München I führt ein Ermittlungsverfahren gegen den Geschäftsführer eines Unternehmens, das im Bereich des Handels mit Kraftfahrzeugen tätig ist“, sagt Sprecherin Juliane Grotz auf Anfrage unserer Zeitung. „Ich kann bestätigen, dass eine Durchsuchungsaktion am 7. Oktober in München stattgefunden hat.“ Gegenstand des Verfahrens seien „zahlreiche hochwertige Kraftfahrzeuge aus dem Luxussegment“, die aber nicht beschlagnahmt wurden.
Ermittler der Münchner Zollfahndung durchsuchten den Showroom der Firma in München. Dort stehen Nobelkarossen der Marken Lamborghini, Rolls-Royce, Maybach, Ferrari oder Porsche. Auch eine Adresse in Grünwald wurde durchsucht.
Mit Vollgas nach Moskau? Der Verkauf von Nobelautos nach Russland ist wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine illegal. Generell dürfen Luxusgüter wie Kaviar, Trüffel, Champagner und eben auch Luxusautos nicht nach Russland vertrieben werden – das regelt das Außenwirtschaftsgesetz.
Igor L. soll die Nobelautos nach Informationen unserer Redaktion nicht direkt nach Russland verkauft haben – sondern über andere Länder. Die Staatsanwaltschaft sagt dazu allgemein, es gebe seit den Sanktionen eine „massive Steigerung der Absatzzahlen von Luxusfahrzeugen in ehemalige Sowjetstaaten“. Doch dort bleiben die sanktionierten Güter oftmals nicht – sondern gelangen von dort weiter nach Russland.
Die Staatsanwaltschaft muss Igor L. jetzt freilich nachweisen, dass er vom Weiterverkauf in Putins Riesenreich wusste – oder die Luxusautos über diesen Umweg direkt an Russen verkaufte.
Auf Anfrage weist Igor L. über seinen Anwalt Thomas Pfister die Vorwürfe zurück: „Herr L. bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe mit aller Entschiedenheit. Die Verteidigung hat gegenüber dem zuständigen Sachbearbeiter der Staatsanwaltschaft bereits angeboten, dass der Beschuldigte unverzüglich und ,ohne jedes wenn und aber‘ bereit ist, im Rahmen seiner Vernehmung zu den gegen ihn erhobenen Tatvorwürfen Stellung zu nehmen. Mit der Durchführung dieser Vernehmung, im Rahmen derer die erhobenen Vorwürfe entkräftet werden können, ist alsbald zu rechnen. Der Unterzeichner steht in regelmäßigem und vertrauensvollem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft.“ Es gilt die Unschuldsvermutung.ANDREAS THIEME