Als Kind war ich felsenfest von der Existenz des Christkinds überzeugt und finde den Gedanken daran noch immer irgendwie zauberhaft. Am Freitag durfte ich bei der Eröffnung des Nürnberger Christkindlesmarktes dabei sein, und ob Sie es glauben oder nicht, ich hab’s gesehen – das Christkind. Tausende von Menschen waren dabei und absolut still. Kein Licht auf dem ganzen Markt. Da hatte wohl einer den Hauptstecker gezogen. Pünktlich um halb sechs abends ertönten Fanfaren und das Christkind erschien mit goldenen Locken, im ebenso goldenen Gewand und sprach den Prolog. Was für ein stimmungsvoller Moment. Da fängt man fast das Glauben wieder an.
Manchmal ist es auch unglaublich, was Leute alles so glauben. Da gibt es wahre, überlieferte Bräuche zur Adventszeit. Wo zum Beispiel Adventskranz und Adventskalender herkommen. Warum das Christkind die Geschenke bringt und wieso ein Baum geschmückt wird und so weiter. Aber es gibt auch frei erfundene Geschichten, die lediglich zur Unterhaltung dienen. In diesem Fall zu meiner eigenen. Ich habe eine „echten“ Brauch mit meinem frei erfundenen, sagen wir mal, „ergänzt“. Besagter Brauch eignet sich ganz wunderbar, um Nichtbayern, den bayerischen Advent zu erklären – in meinem Fall den Apfent.
Gerne teile ich mein Wissen mit Ihnen und würde mich über eine Verbreitung freuen, in Erwartung, dass mir diese kleine „Erfindung“ irgendwann selbst erzählt wird.
Basis dafür ist der Heischebrauch (dabei geht es um das Fordern oder Erbitten von Gaben) des Anklöpfelns. Dabei sind junge Burschen von Haus zu Haus gezogen. Nach dem Anklopfen wurden sie hineingebeten, haben Hirtenlieder gesungen oder einen Haussegen gesprochen. Dafür haben sie Gaben wie Brot, Gebäck, Schnaps oder gar Geld bekommen. Dieser Brauch soll ein bisschen an die Herbergssuche von Maria und Josef erinnern.
In meiner Erzählung habe ich das Ganze im Bayerischen Oberland verortet, weiter zurück, wo man eben nicht viel hatte. So zogen auch in meiner Geschichte junge Burschen ab dem vierten Sonntag vor Weihnachten von Tür zu Tür, sangen und sprachen vor und erbaten sich eine kleine Gabe. Das Einzige, was es als Spende in dieser Zeit gab, waren Äpfel. Diese wurden im Stall, einem warmen Ort, auf den Balken gelagert. So sagte man zu den Burschen: „Ent im Stoi, do san Epfe, do konnsd da oan hoin.“ Das nahmen die jungen Männer dankend an. Da sich in Bayern die Sprache manchmal auf das Wesentliche beschränkt, reichte vom Bauern ein Kopfnicken Richtung Stall mit den Worten: „Apfe ent!“ Und jeder wusste, was gemeint war. Deshalb nennt man diese Wochen vor Weihnachten in Oberbayern noch heute Apfent. Wer sollte das nicht glauben, wenn er es nicht besser weiß?
Denn ganz nüchtern betrachtet und „ehrlich“ erklärt haben wir doch das ganze Jahr irgendwie Advent, weil wir ständig auf die Ankunft von irgendetwas oder irgendjemand warten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine ganz entspannte und wartefreie Adventszeit, und das dürfen Sie mir wirklich glauben.
redaktion@ovb.net