Ein Kronprinz räumt auf

von Redaktion

Sohn von König Salman will Saudi-Arabien reformieren – Festnahme ranghoher Politiker – Hoffnungsträger für Frauen und Jugend

Riad – Sein Aufstieg zum Kronprinzen von Saudi-Arabien war rasant, und auch bei seinen Reformen legt der 32-jährige Mohammed bin Salman ein enormes Tempo hin. Seit der Sohn von König Salman im Juni zum Kronprinzen und Vize-Regierungschef ernannt wurde, deuten sich in dem ultrakonservativen Königreich viele Veränderungen an.

Er sehe Saudi-Arabien als „Land eines gemäßigten Islam, das für alle Religionen und für die Welt offen ist“, sagte Mohammed auf einem Wirtschaftsforum in Riad im Oktober. Für die junge Bevölkerung Saudi-Arabiens, die seit Jahren von betagten Monarchen regiert wird, ist der künftige König ein Hoffnungsträger: Mehr als die Hälfte der Einwohner sind jünger als 25 Jahre, sie sehnen sich nach Reformen und einer Öffnung des Landes.

Aber wer seinen innen- und außenpolitischen Kurs ablehnt, bekommt Härte zu spüren, wie die Festnahmen knapp 50 ranghoher Politiker und eines einflussreichen Geschäftsmannes – der Milliardär Al-Walid bin Talal – am Samstag zeigen. Es ist eine beispiellose Verhaftungswelle wegen der Vorwürfe illegaler Geschäfte, Geldwäsche und Veruntreuung. Angeblich sind die Prinzen und Würdenträger in Luxushotels festgesetzt worden.

Mohammed selbst leitet eine neu eingesetzte Kommission für den Kampf gegen Korruption. Der am 31. August 1985 geborene Königssohn hat seit der Thronbesteigung seines Vaters im Januar 2015 einen rasanten Aufstieg hingelegt. Als Verteidigungsminister ist er für den Militäreinsatz im Jemen verantwortlich. Außerdem ist er die treibende Kraft hinter dem gigantischen Reformprojekt „Vision 2030“, das Wirtschaft und Gesellschaft in Saudi-Arabien umfassend modernisieren und das Land unabhängiger vom Erdöl machen soll.

Der Jura-Absolvent der König-Saud-Universität in Riad hat zwei Töchter und zwei Söhne. Anders als viele andere Mitglieder der Königsfamilie ist Mohammed mit nur einer Frau verheiratet. In der modernen Welt fehle für Vielehen die Zeit, meinte er.

Der junge Prinz mit dem schwarzen Bart habe in kurzer Zeit „außergewöhnlich viel Macht und Einfluss“ gewonnen, sagt Frederic Wehrey, Saudi-Arabien-Experte vom Institut „Carnegie Endowment for International Peace“ in Washington. Ein westlicher Diplomat beschreibt den Prinzen als „sehr klug, sehr intelligent und immer sehr gut vorbereitet“. Laut einem Porträt, das im vergangenen Jahr im Magazin „Bloomberg Businessweek“ erschien, arbeitet der Prinz 16 Stunden am Tag. Wichtige Inspirationsquellen sind für ihn demnach die Schriften des einstigen britischen Premierministers Winston Churchill und der chinesische Klassiker „Die Kunst des Krieges“. Auf seinen 81-jährigen Vater habe er großen Einfluss.

In der Außenpolitik trägt Mohammed den harten Kurs seines Vaters mit. Seit März 2015 fliegt eine Militärkoalition unter saudi-arabischer Führung Luftangriffe im Jemen, um den Kampf der dortigen Regierung gegen die vom Iran unterstützte schiitische Huthi-Miliz zu unterstützen. Der Tod von Zivilisten wird in Kauf genommen.

Mit dem Konflikt könnte auch ein Hubschrauberabsturz vom Sonntag in Zusammenhang stehen. Prinz Mansur bin Mokren, der Vize-Gouverneur der Provinz Assir, ist dabei gestorben, meldete der staatliche Fernsehsender Al-Arabija. An Bord seien noch weitere Funktionsträger gewesen. Angaben zur Unglücksursache machte der Sender nicht. Der Hubschrauber stürzte aber nahe der Grenze zum Jemen ab – eben dort, wo die Huthi-Rebellen in Richtung Saudi-Arabien schießen, zuletzt mit einer Rakete am Samstag. Diese wurde abgefangen. afp/dpa

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