„Nehmt jemanden, der unbeschädigt ist“

von Redaktion

Thomas Goppel schlägt der CSU eine ungewöhnliche Ämterteilung vor und nimmt ein Beispiel aus seiner Familie

Wie geht es weiter im CSU-Machtkampf? Thomas Goppel (70), dienstältester Landtagsabgeordneter, Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Alfons Goppel, rät der Partei, ganz neu zu denken.

-Dass der Amtsinhaber in Frieden und Harmonie seinen Nachfolger bestimmt, gibt’s nur in Märchen – nicht in der CSU?

Doch, das gibt’s in der CSU sehr wohl. Es kann aber auch sein, dass man sich zusammenraufen muss. Das passiert in diesen Tagen auf der Grundlage der bekannten zwei Hauptbewerber.

-Welches Gremium hat über den Ministerpräsidenten und den Spitzenkandidaten zu befinden?

Am Ende ist es beim Ministerpräsidenten die Landtagsfraktion, beim Vorsitzenden der Parteitag.

-Warum braucht man dann eine Findungskommission aus Stoiber, Waigel und Stamm?

Das ist keine Findungskommission, sondern ein Beraterkreis, den der Herr Ministerpräsident sich erbittet. Von ihm wird erwartet, dass er weitreichende Entscheidungen trifft. Ich finde das klug und halte auch Kritik an der Verschiebung um zwei Wochen für lächerlich. Er war in den Verhandlungen in Berlin und braucht jetzt Zeit, die Nachfolgefrage mit anderen zu wälzen. Mit sich selbst wird er wohl im Reinen sein.

-Er wird weiter in Berlin verhandeln müssen. Vielleicht noch mal um Zeit bitten. Und – schwups – ist er Ministerpräsident bis 2023?

So denke ich nicht. Die Erfahrungen aus meiner Familie: 1961/62 wurde ein gewisser Alfons Goppel aus dem Hut gezaubert, damit man Hundhammer und Eberhard aus dem Streit verbannt. Warum soll sich so etwas nicht nach 55 Jahren wiederholen?

-Das heißt: Wenn der Streit so weitergeht, sind aus Ihrer Sicht weder Söder noch Seehofer gesetzt.

Ich halte für sehr wohl möglich, andere Namen in die Diskussion zu bringen. Zumal der Herr Söder ja schon vor einem Jahr festgestellt hat, dass er für Berlin nicht geeignet sei und sich auf München konzentriert. Er darf sich konzentrieren. Ich habe mich auch schon oft auf was konzentriert, was ich nachher nicht geworden bin.

-Welche Aufstellung wünschen Sie sich für CSU und Staatsregierung?

Wenn wir einen Neuanfang wagen – das müssen der Parteitag und die Fraktion entscheiden – sollten wir wirklich neu anfangen und nicht vorhandene Positionen umschichten. Ich halte die Idee für gut, Manfred Weber die Parteiebene zu geben. Er garantiert der CSU europäische Bedeutung – dass sie, obwohl „kleine Schwester“ in der Union, den Takt in Europa mit bestimmen kann.

-Wem trauen Sie die Staatskanzlei zu?

Wenn Sie sich wieder erinnern an den Streit von vor 55 Jahren, Hundhammer/Eberhard, katholisch/evangelisch: Da kam die CSU-Fraktion überraschend auf die Idee, den Ministerpräsidenten mit Alfons Goppel zu besetzen. Aus dieser Erfahrung sehe ich: Man sollte jetzt jemanden finden, der bis dato unbeschädigt durch die Mannschaften marschiert. Damit kann man die ganze Unruhe löschen. Da fällt mir – neben anderen, die ich jetzt nicht nenne – Gerd Müller ein. Ich weiß, dass ich damit nicht nur Begeisterung auslöse. Aber er hat in den vier Jahren als Entwicklungsminister zum Beispiel mit seinem Afrika-Plan bewiesen, dass er alle umstimmen kann, ohne viel Theater zu machen.

-Ist die absolute Mehrheit 2018 nicht eh weg?

Nein. Das ist eine Frage, wie wir uns konsolidieren und wie solide wir auftreten.

Interview: Christian Deutschländer

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