Papst trifft heute Aung San Suu Kyi

Riskante Mission

von Redaktion

Es ist ein Drahtseilakt, auf den sich Papst Franziskus begeben hat. Seit gestern ist er in Myanmar, einem der ärmsten Länder der Welt. Wieder reist er an die Peripherie, an die Ränder. Ganz nach dem Motto, unter das er sein Pontifikat gestellt hat: Kirche muss dort sein, wo die Ärmsten der Armen leben.

Gleichzeitig hat sich der 80-jährige Papst aber auf ein diplomatisch höchst schwieriges Parkett begeben. Alle Welt wird genau hinhören, ob das Oberhaupt der katholischen Kirche heute gegenüber Aung San Suu Kyi, der De-facto-Regierungschefin und umstrittenen Friedensnobelpreisträgerin, den Völkermord des Militärs an der muslimischen Minderheit der „Rohingya“ anprangern wird. Oder wird er dem Rat des Kardinals von Yangon/Myanmar folgen, das Wort „Rohingya“ nicht in den Mund zu nehmen, weil das Minderheiten büßen müssten?

Franziskus muss ein Zeichen setzen gegen die gewaltsame Vertreibung der Rohingya. Darauf hoffen die verfolgten Flüchtlinge, das erwartet die Welt. Der Papst hat eine unkonventionelle Art, mit heiklen Situationen umzugehen. Er muss trotz der politisch schwierigen Lage seine Friedensbotschaft unmissverständlich klar machen. Viele haben abgeraten, zu dieser schwierigen Reise aufzubrechen. Aber Franziskus nimmt lieber das Risiko politischer Spannungen in Kauf, als sich wegzuducken. Die verfolgten Flüchtlinge setzen auf Franziskus. Er darf sie nicht enttäuschen.

Claudia Möllers

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