Neue Zürcher Zeitung:
„Für die deutschen Bürger wird sich aber die bohrende Frage stellen, wessen Interessen ihr Außenminister dort eigentlich vertritt. Das generelle Ziel der Stärkung und Einigung Europas dürften viele noch gutheißen. Aber muss es immer auf Kosten Deutschlands sein?“
Nepszava, Budapest:
„Für Ungarn und Polen verdüstert sich das Bild, denn Berlin und Paris fordern nun entschlossen, die EU-Geldhilfen künftig von der Respektierung der EU-Grundwerte abhängig zu machen. (…) Den betroffenen Regierungen bleibt eine letzte Hoffnung: dass die SPD-Mitglieder bei ihrem Votum dem Koalitionsvertrag die Zustimmung verweigern. Das wäre allerdings gerade mit Blick auf die sozialdemokratischen Interessen reiner Wahnsinn.“
Der Standard, Wien
„Jahrelang war Merkel der Garant für den Erfolg der CDU. Doch ihre Strahlkraft hat enorm gelitten. Merkel über alles: Dieses Motto überzeugt viele Christdemokraten nicht mehr. Sie wollen nicht mehr jeden Preis für ihre Kanzlerschaft zahlen, auch ihnen missfällt das neue Kürzel für die CDU: Christliche Dezimierungs-Union.“
Märkische Oderzeitung
„Falls die neuen Großkoalitionäre etwas gegen das ostdeutsche Gefühl der Benachteiligung unternehmen wollen, dann setzen sie definitiv die falschen Signale. Denn so wie es aussieht, wird es in der künftigen Bundesregierung keinen einzigen Vertreter aus dem Osten geben. Wenn man mal von der ewigen Kanzlerin absieht, die sich nicht als spezieller Anwalt der Ostdeutschen sieht. Nur: Die Unterschiede zwischen Ost und West sind nicht verschwunden. Auch wenn sie von manchen Ostdeutschen übertrieben werden.“
Stuttgarter Zeitung
„Selbstzweifel gehören so sehr zur politischen Kultur dieser Partei, dass man sich fragen muss, ob sie nicht für das große ,S’ im Namen stehen. Das Unvermögen, eigene Erfolge anzuerkennen und politisch zu verwerten, markiert ihre jüngere Geschichte – eine Geschichte des Niedergangs.“
Frankfurter Rundschau
„Die CDU schleicht sich davon wie ein geprügelter Hund, ein reichlich gefledderter Verlierer, und die Müdigkeit der Vorsitzenden nach langen Nächten tut ihr Übriges. Einen Aufbruch soll die neue Regierung qua Eigendefinition vermitteln. Der größte Partner überlässt das erst mal den anderen.“
Kölner Stadt-Anzeiger
„Hinter dem aktuellen Ärger steckt etwas anderes: das beständige Gefühl von Teilen der Partei, nicht mehr vorzukommen in dieser CDU mit dieser Vorsitzenden.“
Handelsblatt
„Die Jungen um Jens Spahn und der neuen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Günther kritisieren zwar Merkels Kurs, aber ihren Kopf fordern sie noch nicht. Manche in der Union wünschen sich von ihren jungen Wilden etwas von dem Mut eines Kevin Kühnert, der der gesamten SPD-Spitze die Stirn bietet.“