Mexiko-Stadt – Fernando Purón posiert nach einer Debatte mit einem Unterstützer für ein Selfie, als ein Mann im hellen Hemd und mit Schirmmütze hinter ihm aus dem Dunkeln tritt. Mündungsfeuer blitzt auf, ein Schuss trifft den Politiker aus Piedras Negras im Norden Mexikos direkt in den Hinterkopf. Der Täter entkommt. Der Mord an dem Ex-Bürgermeister der Stadt an der US-Grenze und Kandidat für das Bundesparlament des lateinamerikanischen Landes ist auf einem Video einer Sicherheitskamera festgehalten – im Wahlkampf in Mexiko ist er kein Einzelfall.
Seit Beginn des Wahlkampfes im September sind mehr als 120 Politiker umgebracht worden, berichtet die Organisation Etellekt. Das Beratungsinstitut für Politik und Sicherheitsfragen registriert akribisch Gewalttaten gegen Politiker in Mexiko. 16 der Getöteten waren Frauen. Im selben Zeitraum gab es neben den Morden nach Angaben von Etellekt zudem mehr als 400 Aggressionen gegen Politiker – von Drohanrufen bis hin zu tätlichen Übergriffen. Es handele sich um den gewalttätigsten Wahlkampf seit mehr als 20 Jahren, sagt Etellekt-Direktor Rubén Salazar.
Am schlimmsten treffe die Gewalt Politiker auf lokaler und regionaler Ebene. „Dort konzentriert sich die Gewalt. Das schwächste Glied des gesamten institutionellen Apparats ist weiterhin die kommunale Ebene“, erzählt Salazar. Die meisten tödlichen Attentate wurden in den Bundesstaaten Guerrero, Oaxaca und Puebla verübt. In rund zwei Dritteln der Fälle seien Kandidaten der Opposition in der jeweiligen Region die Opfer, wie es in einem Bericht der Organisation heißt.
Gewalt und Politik liegen in Mexiko nah beieinander, schreibt auch die Konrad-Adenauer-Stiftung. „Wer gewählt werden will, stellt sich auch der Machtfrage in seinem Bezirk, und da gilt seit langen das Prinzip „plata o plomo“ (Silber/Geld oder Blei), Bestechlichkeit oder Lebensgefahr“, heißt es in einem Bericht.