Nsu-prozess

Zschäpe will fünf Minuten reden

von Redaktion

Schlussworte der Angeklagten für den 437. Sitzungstag geplant

München – Der NSU-Prozess steht nach fünfjähriger Verfahrensdauer kurz vor dem Ende. Am kommenden Dienstag, 3. Juli, wollen die Angeklagten ihre letzten Worte sprechen. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe (43) werde etwa fünf Minuten lang reden, kündigte ihr Wahlverteidiger Mathias Grasel am gestrigen Verhandlungstag an. Theoretisch könnte noch am selben Tag das Urteil verkündet werden.

Der 436. Verhandlungstag schleppte sich über Stunden mühsam dahin. Die beiden früheren Pflichtverteidiger Wolfgang Heer und Anja Sturm verlangten, einen weiteren Brandgutachter zu hören. Sie zitierten die „Sächsische Landes-Rettungsdienstwagen-Verordnung“ und die Zuschauer gähnten. Vorsitzender Richter Manfred Götzl beendete die träge Diskussion um Anfahrtswege und Gefahrenlage rund um den Tatort mit einer Google-Maps-Skizze von Zwickau. Dort hatte Beate Zschäpe zuletzt gewohnt und nach dem Freitod ihrer Freunde Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die gemeinsame Wohnung in Brand gesetzt, um Beweismittel zu vernichten.

Und schließlich blieben die beiden Altverteidiger stumm. Wolfgang Stahl, der dritte einstige Pflicht-Anwalt Zschäpes, hatte sich da schon von seinen Kollegen separiert. Das einstige Trio hinterließ zum Schluss einen brüchigen Eindruck.

Vor Sitzungsende bat Michael Kaiser, Verteidiger des Mitangeklagten Andre E., um Objektivität bei der Urteilsfindung. „Denken Sie an Ihren richterlichen Eid“, sprach er den Senat direkt an, „und daran, dass Sie nur Ihrem Wissen und Gewissen unterworfen sind“. Beate Zschäpe schaute lange zu Kaiser hin.

Die Bundesanwälte hatten für sie lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung gefordert. Sie sahen sie als Mittäterin überführt und voll verantwortlich für alle Taten des NSU: zehn Morde, drei Sprengstoffanschläge und zahlreiche Banküberfälle. angela walser

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