Erzeugerpreise steigen drastisch

Böse Erinnerungen

von Redaktion

MARTIN PREM

Die Entwicklung weckt böse Erinnerungen: Die Erzeugerpreise sind binnen Jahresfrist mit zwölf Prozent so stark gestiegen wie seit der ersten Ölkrise nicht mehr. Zwar ging es diesmal nicht um die Verbraucherpreise – aber es ist absehbar, dass auch deren Steigerungsraten noch deutlich nach oben gehen werden.

Es mag beruhigend wirken, dass die erhebliche Steigerung der Preise – noch – keine Preis-Lohn-Spirale ausgelöst hat. So ist zumindest eine galoppierende Inflation wie in den 1970er-Jahren nicht in Sicht. Doch Anlass zur Sorge gibt es: Steigende Preise bei stagnierenden Einkommen bedeuten einen Verlust an Wohlstand.

Zum Teil beruhen die enormen Steigerungsraten auf Einmaleffekten wie der gesenkten und dann wieder angehobenen Mehrwertsteuer. Doch gerade bei den Erzeugerpreisen ist dies keine hinreichende Erklärung. Es ist eher so, dass die Angebote an Rohstoffen und Vorprodukten der steigenden Nachfrage nach Gütern weiterhin nicht hinterherkommen. Die Lockdown-Maßnahmen haben die Lieferketten und Marktmechanismen wohl nachhaltiger gestört als angenommen. Dazu kommt, dass wichtige Länder wie China, aber durchaus auch die USA, zunehmend nationalen Interessen Vorrang vor fairen Wettbewerbsbedingungen einräumen. Dabei lehrt die Erfahrung: Für diesen Egoismus zahlen am Ende alle einen hohen Preis – auch die, die sich davon Vorteile versprechen.

Martin.Prem@ovb.net

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