7,2 Milliarden Euro teuer – und neun Jahre später. Die Entwicklung bei der zweiten Stammstrecke hat Bund, Freistaat und Stadt kalt erwischt. Sollte am Ende der Grünen-Abgeordnete Martin Runge, der Fundi unter den Dauerkritikern an diesem Projekt, Recht behalten? Er unkte schon 2017, dass die Megaröhre wohl „eher 2036“ fertig und der Kostendeckel gesprengt werde. Man kann Runge für die prophetische Gabe bewundern – man kann aber auch bedauern, dass es so weit gekommen ist. Fest steht: Um Klarheit zu bekommen, müssen alle Fakten auf den Tisch. Bisher trifft die Kritik vor allem Bundesverkehrsminister Volker Wissing, der einen Termin absagte. In der Tat unverständlich. Aber: Es fällt auch auf, dass sich die Deutsche Bahn als Projektverantwortlicher unangenehm wegduckt.
Der Staatskonzern schweigt und verweist beharrlich darauf, dass die Überprüfung des Projekts „noch nicht abgeschlossen“ sei. Mit Verlaub: Es wäre nicht das erste Mal, dass die Deutsche Bahn krachende Planungsfehler und gestreckte Zeitpläne erst dann zugibt, wenn es nicht mehr anders geht. Schon dreimal hat die Bahn ihre Stammstreckenpläne gravierend ändern müssen – und da ging es nicht um Details. Die DB muss eine Transparenzoffensive starten. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, schließlich wird der chronisch defizitäre Konzern von Steuergeldern in Milliardenhöhe am Leben gehalten.
Dirk.Walter@ovb.net