Die EU hat am Dienstag die wichtigste Schlacht im Kampf gegen den Kabelsalat geschlagen: Wenn die Mitgliedsstaaten nicht doch noch überraschend abspringen, wird es ab Mitte 2024 einheitliche Ladekabel für Handys geben. Das EU-Parlament hat USB-C als Standard bestimmt. Er soll auch für Tablets, Kameras, Kopfhörer oder smarte Uhren und später für Notebooks gelten.
Das ist nicht nur für Verbraucher (weniger Kabel) und die Umwelt (weniger Müll) eine gute Sache, sondern auch für die EU. Sie hatte lange darauf gesetzt, dass die Industrie sich unter dem Druck ihres erhobenen Zeigefingers selbst auf Einheitskabel einigt. Hat sie nicht. Vor allem Apple hat fröhlich weiter für jedes Gerät ein spezielles Kabel verkauft – war ja auch eine schöne Zusatzeinnahme. Das Votum habe Symbolcharakter, sagen viele EU-Abgeordnete deshalb. Es zeige, dass sich die EU auch von Weltkonzernen nicht endlos auf der Nase herumtanzen lässt und für seine Verbraucher eintritt.
Etwas schneller hätte das Ganze aber ruhig gehen dürfen. 2009 hat der damalige EU-Kommissar Günter Verheugen erstmals anklagend ein Kabelknäuel in die Kameras gehalten, viele Handys hatten da noch Tasten. Bis zum Einheitskabel werden also 15 Jahre vergehen. Neue Autos können inzwischen Handys längst kabellos laden. Auch dafür will die EU übrigens einen Standard entwickeln, doch der darf dann gerne vor 2037 kommen.
Andreas.Hoess@ovb.net